Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2021; 56(05): 342-354
DOI: 10.1055/a-1189-8044
Topthema
CME-Fortbildung

Beatmung in der Kinderanästhesie

Ventilation in Pediatric Anesthesia
Selinde Mertz
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Zusammenfassung

Kindernarkosen haben ein deutlich höheres Risiko für Komplikationen im Vergleich zu Anästhesien bei Erwachsenen. 9% aller Narkosen pro Jahr werden bei Kindern durchgeführt. Die intraoperative Beatmung von Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern verlangt vom Anästhesisten eine adäquate Erfahrung, sorgfältige Ausführung und Expertise beim Management der möglichen Komplikationen. Dieser Beitrag bietet einen Überblick.

Abstract

About nine percent of all anesthesia procedures per year are performed in children. The risk for complications in pediatric anesthesia is higher in comparison with adults. There are significant differences in anatomy, physiology and pharmacology between pediatric and adult patients. Respiratory complications and circulations dysregulation occur more often in children. The most important consideration in the safe practice of pediatric anesthesia is to ensure a patent airway. Appropriate intraoperative management of newborns and infants needs a senior anesthetist with good knowledge and clinical experience including the management of possible complications.

Kernaussagen
  • Die intraoperative Beatmung von Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern verlangt vom Anästhesisten gute Kenntnisse der kindlichen Anatomie und Atemphysiologie sowie eine adäquate Erfahrung.

  • Neugeborene und kleine Säuglinge sollten aufgrund der geringen pulmonalen Reservekapazität sorgfältig präoxygeniert werden. Die Maskenbeatmung ist anspruchsvoller als bei Erwachsenen.

  • Die Intubation erfolgt mit wenig Druck und Kraft. Die korrekte Tubuslage wird durch Auskultation und Kapnografie kontrolliert – eine erneute Auskultation ist nach jeder Lageänderung des Kindes erforderlich.

  • Der Tubus sollte so gewählt sein, dass es bei normalen Tidalvoumina zu keiner oder nur geringer Leckage kommt. Wenn möglich ist ein gecuffter Tubus zu bevorzugen. Bei der Notwendigkeit hoher Beatmungsdrücke und bei Notfalleingriffen am nicht nüchternen Kind ist die Intubation erforderlich.

  • Larynxmasken bieten viele Vorteile, u. a. weniger respiratorische Komplikationen und das Vermeiden von Fehlintubation oder Intubationstrauma.

  • Wenn die Operationstechnik es zulässt, kann eine Anästhesie in Spontanatmung erfolgen. Bei maschineller Beatmung sind anzustreben: druckkontrollierte Beatmung, Tidalvolumen von 6 – 8 ml/kgKG, Atemwegsspitzendruck von 14 – 16 mbar, PEEP von 5 mbar und eher hochnormales pCO2.

  • Eine Expertise im Management möglicher Komplikationen – wie mögliche Maskenbeatmung, nicht platzierbarer Tubus oder Beatmungsprobleme bei liegendem Tubus – ist erforderlich.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. Mai 2021

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