Gefäßmedizin Scan - Zeitschrift für Angiologie, Gefäßchirurgie, diagnostische und interventionelle Radiologie 2020; 07(03): 215-232
DOI: 10.1055/a-1194-1002
CME-Fortbildung

Raynaud-Phänomen

Ludwig Caspary
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Das Raynaud-Phänomen stellt eine anfallsweise Perfusionseinschränkung der Akren, vorwiegend der Finger, dar. Die Anfälle werden oft von neurologischen Symptomen begleitet (Gefühllosigkeit, Kribbelparästhesien und Schmerzen in den betroffenen Gliedmaßen), die die Gebrauchsfähigkeit teilweise aufheben. Der Beitrag beschreibt mit Fallbeispielen die prognose- und therapieentscheidenden Unterschiede zwischen primärem und sekundärem Raynaud-Phänomen.

Kernaussagen
  • Das Raynaud-Phänomen stellt eine anfallsweise Perfusionseinschränkung der Akren, vorwiegend der Finger, dar. Für die klinische Einschätzung und Prognose muss das häufige primäre Raynaud-Phänomen von einem sekundären Raynaud-Phänomen abgegrenzt werden. Darauf richten sich Anamnese, klinische und apparative Diagnostik.

  • Dem sekundären Raynaud-Phänomen können ganz verschiedenartige Ursachen zugrundeliegen. Von besonderer Bedeutung sind rheumatologische Erkrankungen, dabei vor allem die systemische Sklerose (Sklerodermie). Bei dieser stellt das Raynaud-Phänomen oft die Erstmanifestation dar.

  • Die Labordiagnostik ist begrenzt aussagekräftig. Die apparative Diagnostik dient der Frage nach organischen Durchblutungsstörungen. Diese können einem sekundären Raynaud-Phänomen zugrundeliegen, aber auch im Verlauf auftreten und verschlechtern dann die Prognose.

  • In den meisten Fällen, besonders bei der primären Form, sind Aufklärung und kälteprophylaktische Maßnahmen zur Behandlung ausreichend.

  • Bei schweren und die Alltagsfähigkeit limitierenden Verläufen kommen Medikamente zum Einsatz. Kalziumkanalblocker sind weiterhin Mittel der ersten Wahl. Darüber hinaus werden Prostanoide, Phosphodiesterase-5-Hemmer, Endothelinantagonisten und sporadisch Botulinumtoxin angewendet. Bei drohender Amputation sind auch Sympathikusblockade und Sympathektomie sinnvoll.



Publication History

Article published online:
23 September 2020

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