Notfallmedizin up2date 2021; 16(03): 327-344
DOI: 10.1055/a-1196-2317
Traumatologische und chirurgische Notfälle

Schockraummanagement

Strukturierte Anmeldung, Übernahme und Behandlung von UnfallverletztenTrauma room managementStructured application, transition and treatment of severely injured patients
Alexander Wengert
,
Bernd Wohlrath
,
Uwe Schweigkofler

Zusammenfassung

Der reibungslose Behandlungsablauf schwerverletzter Patienten im Schockraum ist in herausragender Weise abhängig vom Faktor Mensch. Funktionierende Kommunikation, Übersicht über die Situation und effektives Hand-in-Hand-Arbeiten sind Schlüsselfaktoren eines erfolgreichen Schockraummanagements. Ziel dieses Artikels ist es, die kritischen Phasen der Patientenanmeldung, -übergabe und -versorgung im Schockraum unter dem Gesichtspunkt der Kommunikation und Organisation zu beleuchten.

Abstract

Human factors are essential for optimal treatment of severely injured patients in the trauma room. Communication, correct assessment of the situation and effective collaboration of all team members are key factors of successful trauma room management. The purpose of this article is to expose and analyze critical phases of patient registration, hand over and treatment in the trauma room. Current literature recommendations for patient and situation handling are reproduced.

Kernaussagen
  • Die S3-Leitlinie zur Polytrauma-/Schwerverletztenversorgung der DGU definiert die Schockraum-Aktivierungskriterien.

  • Eine korrekte präklinische Schockraumanmeldung erleichtert die Vorbereitung des Schockraumteams. Ortsabhängig wird die Anmeldung durch webbasierte Programme wie z. B. IVENA (Interdisziplinärer Versorgungsnachweis) unterstützt.

  • Ein standardisiertes Vorgehen mit geregelten Abläufen und Inhalten schaltet potenzielle Fehlerquellen aus und erhöht die Patientensicherheit.

  • Zur Vermeidung von Übergabefehlern im Schockraum sind eine ruhige Atmosphäre, das Unterlassen unnötiger Maßnahmen und eine redundante Kommunikation zwischen Rettungs- und Schockraumteam eminent.

  • Mnemonics ermöglichen eine strukturierte Übergabe im Schockraum.

  • Der Traumaleader hat eine zentrale Position im Schockraumteam: Er bündelt und kommuniziert Informationen/Erkenntnisse, hat den Überblick über die Gesamtsituation und organisiert den Behandlungsablauf.

  • Closed-Loop Communication, das Ten-for-Ten und mentale Modelle sind Techniken zur Steigerung der Kommunikationsqualität und Strukturierung von Behandlungsabläufen.

  • Der Primary Survey nach ABCDE-Schema hat die Funktion, lebensbedrohliche Zustände schnell zu erkennen und prioritätenorientiert zu behandeln.

  • Ein gründlicher Tertiary Survey reduziert die Quote an Missed Injuries, insbesondere beim nicht ansprechbaren Patienten.

  • Ein Debriefing nach jedem Schockraumeinsatz hat das Potenzial, Team-Performance und -Zufriedenheit zu steigern.

  • Eine fundierte CRM-Ausbildung (CRM = Crew/Crisis Resource Management) aller im medizinischen Bereich tätigen Personen ist zur Verbesserung der Patientensicherheit zu fordern, jedoch bisher noch nicht flächendeckend etabliert.



Publication History

Article published online:
03 September 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany