Zusammenfassung
Hintergrund Die optische Kohärenztomografie-Angiografie (OCT-A) ermöglicht eine nicht invasive
Blutflussregistrierung der Netzhaut und Aderhaut. Im Gegensatz zur Fluoresceinangiografie
(FA) wird kein Farbstoff verabreicht. Die OCT-A liefert zusätzlich tiefenselektive
Informationen. Bei Patienten mit neovaskulärer altersbezogener Makuladegeneration
(AMD) mit retinalen angiomatösen Proliferationen (RAP) Stadium 1 wurden OCT-A und
FA verglichen. Im Stadium 1 befinden sich die Neovaskularisationen intraretinal. Im
Gegensatz zum 2-dimensionalen Summenbild der FA kann mithilfe der OCT-A eine tiefenselektive
Darstellung der einzelnen Netzhautschichten erfolgen. Hierdurch kann ein Rückschluss
auf den Entstehungsort der RAP gezogen werden.
Patienten und Methoden Es wurden 3 Patienten mit neovaskulärer AMD und RAP Stadium 1 eingeschlossen, die
zwischen Januar 2016 und März 2019 sowohl mit OCT (ZEISS CIRRUS HD-OCT 5000, Carl
Zeiss Meditec, Inc., Dublin, USA), OCT-A (ZEISS AngioPlex OCT-Angiografie) als auch
FA (HRA2, Heidelberg Engineering) untersucht wurden. Es erfolgte eine komplette augenärztliche
Untersuchung. Es wurde eine qualitative Analyse der OCT-A-Bilder (3 × 3 und 6 × 6 mm)
und der FA-Bilder durchgeführt. Leckagen in der FA wurden mit den En-face-Aufnahmen
der OCT-A verglichen. Anschließend erfolgte eine tiefenselektive Zuordnung anhand
der entsprechenden B-Scans der OCT-A.
Ergebnisse Es handelte sich um eine Frau und 2 Männer im Alter zwischen 66 und 89 Jahren. Der
Visus betrug 0,4 beim 1., 0,5 p beim 2. und 0,8 beim 3. Patienten. Die Diagnose einer
RAP Stadium 1 konnte sowohl im OCT, mit der FA als auch mit der OCT-A gestellt werden.
Bei allen Patienten zeigte sich in der OCT ein Makulaödem. In der FA zeigten sich
punktuelle Hyperfluoreszenzen in der Frühphase und eine Fluoresceinextravasation in
der Spätphase. In der OCT-A konnte im B-Scan der Blutfluss bei allen Patienten in
der hyperreflektiven Struktur der RAP dargestellt werden. Bei dem 1. Patienten zeigten
sich 2 RAP-Läsionen in der FA, die in der OCT-A im tiefen vaskulären Plexus lagen.
Beim 2. Patienten fanden sich 3 RAP in der FA, in der OCT-A insgesamt 5 RAP-Läsionen.
Eine konnte im oberflächlichen und tiefen vaskulären Plexus, 4 im tiefen vaskulären
Plexus lokalisiert werden. Bei dem 3. Patienten zeigte sich eine RAP in der FA, ebenso
wie in der OCT-A, die sich dem
oberflächlichen vaskulären Plexus zuordnen ließ.
Schlussfolgerung Die OCT-A eignet sich gut zur Diagnostik einer RAP Stadium 1. In den vorliegenden
Fällen konnte die Diagnose in der OCT-A ebenso eindeutig wie durch eine FA gestellt
werden. Ein großer Vorteil der OCT-A ergibt sich durch den nicht invasiven Charakter
und die Tiefenselektivität. Die RAP-1-Läsionen konnten sowohl dem superfiziellen als
auch dem tiefen vaskulären Plexus zugeordnet werden. Eine Tiefenselektion ist mit
der FA aufgrund des Summenbildes nicht möglich.
Schlüsselwörter
retinale angiomatöse Proliferation - neovaskuläre altersbezogene Makuladegeneration
- OCT-Angiografie