Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-1253-9855
Unsere Fachexpertisen sind weiter gefordert
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die vorliegende erste FTR-Ausgabe dieses Jahres gibt uns einmal mehr die Gelegenheit, das Jahr 2020 Revue passieren zu lassen, das viele von uns aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie medizinisch wie menschlich an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit geführt hat. Neben den medizinischen Herausforderungen war und ist diese Zeit von den vielen Veränderungen geprägt, die unseren Alltag stark verändern und uns auf vieles Gewohntes verzichten lassen. Gerade die geltenden Kontaktbeschränkungen lassen uns dies am Deutlichsten spüren. Ging ich selbst im FTR-Editorial 1/2020 noch davon aus, dass die Deutsche Gesellschaft für Maritime Medizin (DGMM) ihr 30-jähriges Bestehen im Rahmen eines internationalen Workshops im September 2020 in Hamburg begehen würde, verhinderten die coronabedingten Auflagen ein solches Ansinnen.
In einem viel größeren Kontext teilt auch die See- und Handelsschifffahrt dieses Schicksal. Die Crews und Passagiere wurden und werden vor ungeahnte Herausforderungen gestellt, sind sie doch beim Anlaufen internationaler Häfen einem schwer einzuschätzenden Infektionsrisiko ausgesetzt. Gerade im Rahmen des Wechsels von Crews und Passagieren kann SARS-CoV-2 unbemerkt an Bord getragen werden. Umgekehrt kann das Virus von Bord auf die Bevölkerung der Hafenstädte übertragen werden und somit die Ausbreitung der Pandemie beschleunigen. Das Ausmaß der damit verbundenen sozialen Katastrophe zeigt sich auch am Schicksal der internationalen Schiffsbesatzungen: Sie strandeten oftmals fernab ihrer Heimat und haben z. T. bis heute immer noch keine Möglichkeit, in ihr Heimatland zurückkehren zu können. Gleichzeitig sieht sich die internationale Tourismusbranche in Verbindung mit der Kreuzfahrtindustrie nach einem jahrzehntelang andauerten Expansionskurs vor die Existenzfrage gestellt.
Mit Fokus auf die Handelsschifffahrt widmet sich das Hamburger Autorenkonsortium in ihrem Artikel „When the ship comes in – COVID-19-Ausbrüche an Bord von Frachtschiffen im Hamburger Hafen“ der pandemiebedingten lokalen Situation im Hamburger Hafen und geht dabei zugleich auf die infektionsepidemiologischen Herausforderungen unserer Zeit näher ein. Aus ihrem langjährigen Erfahrungsschatz am BG Klinikum Hamburg berichten die Autoren Striepling und Rudolf über „Brandverletzungen auf Schiffen und Booten“ und beschreiben als Grundlage für einen möglichen Therapieerfolg die suffiziente Erstversorgung an Bord, eine technisch gut ausgestattete Rettungskette und das Zusammenwirken von erstbehandelndem Krankenhaus und dem aufnehmenden Brandverletztenzentrum. Einer längst überwundenen Endemie widmet sich der Artikel „Wiederkehr endemischer Herde der tropischen Treponematosen“ des Tropenmediziners Stingl aus München. Dabei weist er darauf hin, dass es insbesondere bei aus den betroffenen Zonen nach Europa eingewanderten Kindern gilt, diese Erkrankungen in die Differenzialdiagnostik von Haut-, Schleimhaut- und Knochenerkrankungen einzubeziehen.
Die Ihnen vorliegende FTR-Ausgabe thematisiert die aktuellen medizinischen Herausforderungen der in der FTR vereinten Fachdisziplinen und kann einmal mehr als rundherum gelungen angesehen werden.
Lassen Sie mich Ihnen für die aktuellen infektionsepidemiologischen Herausforderungen vor allem Gesundheit und uns allen gemeinsam viel Erfolg in der Eindämmung der Pandemie wünschen.
Publication History
Article published online:
11 February 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany