NOTARZT 2021; 37(01): 9-11
DOI: 10.1055/a-1255-5130
Notfall-Pharmakologie

Kratom: Worauf ist bei einer Intoxikation zu achten?

Florian Lautenschlager
1   Zentrum für Suchtmedizin, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg, Deutschland
,
Johannes Huebner
1   Zentrum für Suchtmedizin, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg, Deutschland
,
Dagmar Steffling
2   Zentrale Notaufnahme, Klinik und Poliklinik für Neurologie und Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg, Deutschland
,
Karl Peter Ittner
3   Lehr- und Forschungseinheit Pharmakologie, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
Norbert Wodarz
1   Zentrum für Suchtmedizin, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg, Deutschland
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Kratom ist in den USA eine bereits sehr bekannte und zunehmend verbreitete Substanz, die sowohl als Rauschmittel, aber auch zur Selbstmedikation eingesetzt wird. Zumindest in unserer Klinik beobachten wir auch eine Zunahme der Verbreitung. Tödliche Vergiftungen sind in der Literatur beschrieben. Die Therapie erfolgt überwiegend symptomatisch. Um die Wirkung von Kratom auf die Opioidrezeptoren zu antagonisieren, ist der probatorische Einsatz von Naloxon zur kausalen Therapie denkbar, aber unter Umständen nicht immer ausreichend. Aufgrund der langen Halbwertszeit des Hauptwirkbestandteils Mitragynin und der potenziellen Gefahr einer Atemdepression sollten die Betroffenen bei klinisch relevanten Intoxikationen zumindest 24 h engmaschig per Monitoring überwacht werden, um sie bei einer Zustandsverschlechterung rasch symptomatisch therapieren zu können.

Kernaussagen
  • Kratom ist in den USA eine bereits sehr bekannte und zunehmend verbreitete Substanz, die sowohl als Rauschmittel, aber auch zur Selbstmedikation eingesetzt wird. Eindeutige Zahlen zum Konsum in Deutschland liegen nicht vor, aber zumindest klinisch beobachten wir eine zunehmende Verbreitung.

  • Tödliche Vergiftungen sind beschrieben.

  • Die Therapie erfolgt überwiegend symptomatisch.

  • Die Gabe von Aktivkohle ist eine Einzelfallentscheidung.

  • Um die Wirkung von Kratom auf die Opioidrezeptoren zu antagonisieren, ist der probatorische Einsatz von Naloxon zur kausalen Therapie denkbar, aber unter Umständen nicht ausreichend.

  • Aufgrund der langen Halbwertszeit des Hauptwirkbestandteils Mitragynin und der potenziellen Gefahr einer Ateminsuffizienz sollten die Betroffenen bei klinisch relevanten Intoxikationen zumindest 24 h engmaschig per Monitoring überwacht werden, um sie bei einer Zustandsverschlechterung rasch symptomatisch therapieren zu können.

  • Erschwerend für Diagnostik und Therapie können Mischintoxikationen und die Unkenntnis der Substanz sein.



Publication History

Article published online:
12 February 2021

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