Radiologie up2date 2021; 21(01): 79-95
DOI: 10.1055/a-1256-0420
Neuroradiologie

Diagnostik und Differenzialdiagnosen der nicht traumatischen Subarachnoidalblutung

Diagnosis and Differential Diagnosis of Non-traumatic Subarachnoid Hemorrhage
Gernot Schulte-Altedorneburg

Zusammenfassung

Die nicht traumatische Subarachnoidalblutung (SAB) ist meist auf die Ruptur eines intrakraniellen Aneurysmas zurückzuführen. Aber es gibt weitere, sehr unterschiedliche Erkrankungen, die mögliche Differenzialdiagnosen sind. Sie richtig zu diagnostizieren, ist alleine schon von Relevanz, weil sich Ätiologie, Behandlung, Komplikationen, Prognose und sogar die Folgebildgebung unterscheiden.

Abstract

Non-traumatic subarachnoid haemorrhage (SAH) is by far most frequently caused by a rupture of an intracranial aneurysm. Apart from that, the differential diagnosis consists of a heterogeneous group of diseases. Clinical presentation and patterns of SAH which differ from the “typical” aneurysmal SAH are described in this review. Characteristic findings in vascular and parenchymal neuroimaging are reported. MRI is of great importance in detecting focal and subacute subarachnoid bleeding which is negative on CT. Intra-arterial angiography is still mandatory and obligatory for exact classification of arteriovenous malformation and fistula, especially prior to treatment by a multidisciplinary team. Finally, the radiologist should keep in mind that various artifacts on CT or MRI, such as pseudo-SAH, might simulate an SAH.

Kernaussagen
  • Die nicht traumatische SAB hat in Mitteleuropa eine Inzidenz von rund 6 – 9 auf 100 000 Personen. Die aneurysmabedingte SAB ist hierbei mit > 80% die häufigste Entität.

  • Durch die vermehrte und verbesserte MR-Diagnostik vor allem mit T2*- und SWI-Sequenzen werden auch seltenere Entitäten älterer subarachnoidaler Blutablagerungen häufiger entdeckt.

  • Anhand des CT-/MRT-Musters der subarachnoidalen Blutverteilung (diffus, perimesenzephal, kortikal) ist eine grobe Einordnung der zugrunde liegenden Ursache möglich. Die sorgfältige Anamneseerhebung hat eine noch zentralere Bedeutung.

  • Es gibt eine Reihe von CT-Artefakten, die eine SAB vortäuschen können: Aufhärtungsartefakte nahe der Schädelbasis, Hämatokriterhöhungen, Bewegungsartefakte, Pseudo-SAB durch intrakranielle Hypotension oder durch Zuschwellen der Zisternen.

  • Die perimesenzephale SAB ohne Aneurysmanachweis hat eine deutliche bessere Prognose als die diffuse SAB.

  • Die fokale, auf 1 – 3 Sulci beschränkte SAB ist das bildmorphologische Korrelat transienter fokaler neurologischer Episoden, die nicht mit der viel häufigeren TIA verwechselt werden dürfen.

  • Das RVCS und das PRES sind seltene Erkrankungen, die mit einer SAB einhergehen können. Während beim RCVS die bilateralen Kalibersprünge der Hirnarterien pathognomonisch sind, sind die parietookzipitalen oder frontoparietalen T2/FLAIR-Hyperintensitäten beim PRES als Korrelat des vasogenen Ödems typische, aber nicht spezifische MRT-Veränderungen.

  • Die intrazerebrale und/oder subarachnoidale Blutung ist neben epileptischen Anfällen die häufigste Erstmanifestation einer AVM oder einer dAVF.



Publication History

Article published online:
02 March 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany