Zusammenfassung
Einleitung Zahlreiche Studien haben einen Zusammenhang zwischen
Fallzahl und Ergebnissen bei der Versorgung von Frühgeborenen mit
sehr niedrigem Geburtsgewicht untersucht. Allerdings existieren keine
Veröffentlichungen zur Frage, ob ein Schwellenwert mit einem
optimalen Effekt nach Einführung einer Mindestmenge identifiziert
werden kann
Methoden Datengrundlage bilden die auf www.perinatalzentren.org
veröffentlichten Daten von über 56 000
Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht < 1250 g
(FG<1250), die in Perinatalzentren Level 1 von 2010 bis 2018
behandelt wurden. Potentiell vermeidbare Todesfälle bei
Einführung von Mindestmengen wurden errechnet, indem beobachtete und
erwartete Todesfälle auf Basis von logistischen
Regressionsgleichungen für alle empirisch besetzten Fallzahlen von
Perinatalzentren in Beziehung gesetzt wurden. Verschiedene
Glättungsfunktionen wurden genutzt, um mögliche
Schwellenwerte zu ermitteln.
Ergebnisse Unabhängig vom Analysezeitraum und den
Glättungsmethoden zeigte sich die höchste Anzahl potentiell
vermeidbarer Todesfälle bei 50–60 FG<1250 pro Jahr.
Würde eine Mindestmenge von 50 FG<1250 ohne
Übergangsphase eingeführt, verblieben ein Viertel der
Perinatalzentren Level 1. Etwa 60% aller FG<1250
müssten umverteilt werden.
Schlussfolgerung In Vorbereitung zur Einführung einer
optimalen Mindestmenge scheinen Analysen zur regionalen Erreichbarkeit
notwendig. Dabei sollten Zentren berücksichtigt werden, von denen
erwartet werden kann, dass sie durch sekundäre Umverteilungen die
Mindestmenge künftig erreichen werden.
Abstract
Introduction Numerous studies have investigated volume-outcome
relationships in the treatment of very low birth weight infants. However,
studies addressing the identification of optimal thresholds when introducing
minimum provider volumes for treatment of these infants do not exist.
Methods Publicly available data (www.perinatalzentren.org) of more than
56,000 infants weighing less than 1250 g at birth (NB<1250) and
treated in level-1 perinatal centers (highest level in Germany) between 2010
and 2018 was used for statistical analysis. Potentially avoidable deaths
after the introduction of minimum provider volumes were calculated by
deducting observed deaths from estimated deaths based on logistic regression
models for every existing empirical provider volume. Various smoothing
functions were used to ascertain optimal thresholds for minimum provider
volumes.
Results Independent of the observation period or smoothing technique,
the highest number of potentially avoidable deaths was observed for minimum
provider volumes of 50–60 NB<1250 per year. Introducing a
minimum provider volume of 50 without a transition period would reduce the
number of level-1 perinatal centers to a quarter of the current number in
Germany. Approximately 60% of NB<1250 would have to be
reallocated.
Conclusion Analyses of resulting geographical distances are needed in
the preparation of minimum provider volumes for treatment of NB<1250
in Germany. Such analyses should include perinatal centers expected to reach
minimum provider volumes after subsequent reallocation in the future.
Schlüsselwörter
Frühgeborene - Versorgungsforschung - sehr niedriges Geburtsgewicht - Mindestmengen - Volume Outcome Analyse - Neonatologie
Key words
Neonatology - preterm birth - volume outcome analyses - minimum provider volume - very low birth weight - health service research