Klin Monbl Augenheilkd 2020; 237(10): 1194-1201
DOI: 10.1055/a-1260-3023
Klinische Studie

Aufwachverhalten nach primärer Augenmuskeloperation im Kindesalter: Gibt es einen Einfluss einer intraoperativen Oberflächenanästhesie?

Article in several languages: English | deutsch
Nadja Karstädt
1   Abteilung Augenheilkunde, Bereich Strabologie, Neuroophthalmologie und okuloplastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Deutschland
,
Thomas A. Crozier
2   Klinik für Anästhesiologie, Universitätsmedizin Göttingen, Deutschland
,
Maren Horn
1   Abteilung Augenheilkunde, Bereich Strabologie, Neuroophthalmologie und okuloplastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Deutschland
,
Sabine Naxer
1   Abteilung Augenheilkunde, Bereich Strabologie, Neuroophthalmologie und okuloplastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Deutschland
,
Michael P. Schittkowski
1   Abteilung Augenheilkunde, Bereich Strabologie, Neuroophthalmologie und okuloplastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Deutschland
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Hintergrund Die Dauer der Aufwachphase nach einer Allgemeinanästhesie, in der Bewusstsein, Kontaktfähigkeit und Schmerzempfinden allmählich wiederkehren, wird im Wesentlichen von der Art, der Dosis und der Applikationsdauer der verwendeten Narkosemittel bestimmt. Diese Phase ist, gerade bei Kindern, häufig von Schmerz und Agitation gekennzeichnet. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob sich eine unmittelbar am Ende einer Augenmuskeloperation applizierte Oberflächenanästhesie positiv auf das Aufwachverhalten des Kindes auswirkt.

Patienten/Methodik Eingeschlossen in diese prospektive, randomisierte, verblindete Studie wurden 50 gesunde Kinder der ASA-Klassen I oder II im Alter von 3 bis 8 Jahren, bei denen eine erste Augenmuskeloperation durchgeführt wurde. Randomisiert wurden 3-mal im Abstand von je 30 s 2 Tropfen 0,5% Tetracain-Augentropfen in das/die operierte(n) Auge(n) gegeben. Die postoperative Beurteilung erfolgte anhand von CHEOPS- und COMFORT-Skalen unmittelbar postoperativ sowie nach 15, 30, 45, 60, 75, 90 und 120 min und am Folgetag der Operation.

Ergebnisse Die CHEOPS-Scores zeigten über den gesamten Beobachtungszeitraum keine signifikanten Unterschiede. Die COMFORT-Scores wiesen initial (15 und 30 min) auf leicht geringere Schmerzen und Agitation hin (statistisch nicht signifikant). Ab 60 min postoperativ ergaben sich eher stärkere Schmerzen, sodass ab dann ein Nachteil in der Applikation der zusätzlichen Tropfen gesehen werden kann. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied im Hinblick auf den Zeitpunkt der Anforderung oder die Dosis von zusätzlicher systemischer Schmerzmedikation oder bez. der notwendigen Verweildauer im Aufwachraum.

Schlussfolgerung Die zusätzliche Applikation eines Lokalanästhetikums (Tetracain-HCl) unmittelbar postoperativ erbringt keinen positiven Nutzen in Bezug auf die postoperative Aufwachphase nach Augenmuskeloperationen bei Kindern. Eine Reduktion von Schmerzen oder Agitation konnte nicht bewiesen werden.



Publication History

Received: 13 August 2020

Accepted: 09 September 2020

Article published online:
15 October 2020

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