Augenheilkunde up2date 2021; 11(03): 267-288
DOI: 10.1055/a-1297-0313
Optik und Refraktion

Abbildungseigenschaften von Brillengläsern

Einfluss auf die Verträglichkeit einer BrillenkorrekturImaging Properties of Spectacle Lenses and their Influence on the Tolerance of Spectacle Correction
Stephan Reiß

Zusammenfassung

Nicht selten kommt es vor, dass Patienten trotz genauester Durchführung einer Augenglasbestimmung eine Unverträglichkeit der angefertigten Brille beklagen. Hierfür können die Ursachen vielfältig sein. Die Kenntnis der Abbildungseigenschaften von Brillengläsern ist wesentlich für die Verordnung einer verträglichen Brille. Im Folgenden werden diese hinsichtlich der Verordnung einer Fern-, Nah- und Gleitsichtbrille analysiert.

Abstract

It is not uncommon for patients to complain about incompatibility with the glasses made, although an eyeglass determination has been performed with utmost precision. The causes for this can vary. Thus, the specification of the corneal vertex distance (HSA) is mandatory when prescribing spectacles in order to ensure the exact conversion of the measured values into the values in use. In addition, eye movements behind the lenses may result in a deviation from refractive accuracy and/or astigmatic deviation. Perceived colour fringes by the spectacle wearer are largely due to the choice of lens material. In preparation for a spectacle prescription, the correct choice of near addition can make reading at near physiologically tolerable. For this reason, the patientʼs individual remaining maximum amplitude of accommodation should always be determined. Especially when prescribing progressive-power lenses, it should be checked whether there is anisomotropy in the vertical direction. Asthenopic discomfort during near vision through the spectacle lenses can thus be avoided.

Kernaussagen
  • Die Angabe des Hornhaut-Scheitel-Abstandes (HSA) ist bei der Verordnung einer Brille zwingend erforderlich, um die exakte Umsetzung der Messwerte in die Gebrauchswerte zu gewährleisten.

  • Blickbewegungen hinter den Brillengläsern können zu einer Abweichung von der Refraktionsrichtigkeit und/oder zu einer astigmatischen Abweichung führen, die nur durch die Wahl des Flächendesigns der Brillengläser beeinflusst werden kann.

  • Eine möglicherweise veränderte Raumwahrnehmung des Brillenträgers ist im Vorfeld einer Augenglasbestimmung nicht zu beeinflussen.

  • Anamorphotische Winkelverzerrungen aufgrund der Korrektion eines Astigmatismus obliquus können gerade bei entgegengesetzten Achslagen des rechten und linken Brillenglases zu einer Unverträglichkeit der Brillenkorrektion führen.

  • Wahrgenommene Farbsäume durch den Brillenträger haben zum größten Teil ihre Ursache in der Wahl des Brillenglasmaterials.

  • Die Bestimmung des Nahzusatzes sollte immer aufgrund einer Messung des individuell noch vorhandenen maximalen Akkommodationserfolges vorgenommen werden, damit ein Lesen in der Nähe physiologisch verträglich ist.

  • Gerade bei der Verordnung von Gleitsichtbrillen sollte überprüft werden, ob eine Anisomotropie in vertikaler Richtung besteht, um asthenopische Beschwerden beim Nahsehen durch die Brillengläser zu vermeiden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. August 2021

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