Rofo 2021; 193(05): 574-581
DOI: 10.1055/a-1299-2098
Interventional Radiology

CT-gestützte thorakale Sympathikolyse zur Therapie bei primärer Hyperhidrosis palmaris – Retrospektive Analyse des Einflusses von Menge und Lage des Sympathikolytikums auf Therapieerfolg und Nebenwirkungen

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Julian Ramin Andresen
1   Medical School, Sigmund Freud Private University, Vienna, Austria
,
Fabian Scheer
2   Institute of Diagnostic and Interventional Radiology/Neuroradiology, Westküstenklinikum Heide, Academic Teaching Hospital of the Universities of Kiel, Lübeck and Hamburg, Heide, Germany
,
Erik Schlöricke
3   Department of Visceral, Thoracic and Vascular Surgery, Westküstenklinikum Heide, Academic Teaching Hospital of the Universities of Kiel, Lübeck and Hamburg, Heide, Germany
,
Reimer Andresen
2   Institute of Diagnostic and Interventional Radiology/Neuroradiology, Westküstenklinikum Heide, Academic Teaching Hospital of the Universities of Kiel, Lübeck and Hamburg, Heide, Germany
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Zusammenfassung

Ziel Gegenstand der Studie war es, den Nutzen einer thorakalen, computertomografisch gestützten Sympathikolyse (CTSy) bei Patienten mit einer primären fokalen Hyperhidrose der Hände zu evaluieren. Des Weiteren sollte der Einfluss von Menge und Verteilung des applizierten Sympathikolytikums beurteilt werden.

Patienten und Methoden Retrospektiv wurden 78 Patienten (13 (16,7 %) Männer, mittleres Alter 31,2 ± 9 Jahre, und 65 (83,3 %) Frauen, mittleres Alter 34,2 ± 12 Jahre), die mittels CTSy behandelt wurden, in die Studie inkludiert. Die Indikation zur Behandlung war eine primär fokale Hyperhidrosis palmaris Grad II und Grad III nach Ausschöpfen aller konservativen Behandlungsmöglichkeiten und weiterhin bestehender hoher Leidensdruck. Die CTSy erfolgte nach Festlegung der Eingangsebene in Höhe des Zwischenwirbelraums BWK 2/3 über einen dorsolateralen Zugangsweg mittels einer 22G-Koaxialnadel. Es wurden durchschnittlich 5 (2–10) ml eines Sympathikolytikumgemisches (10 ml bestehend aus 8 ml 96 %igem Alkohol, 1,6 ml 0,5 %igem Carbostesin und 0,4 ml 0,9 %iger NaCl-Lösung mit KM-Beimengungen) installiert. Das Verteilungsvolumen des Sympathikolytikums wurde im postinterventionellen CT-Schnittbild in kraniokaudaler Richtung ausgemessen. Die Patienten evaluierten präinterventionell, 2 Tage postinterventionell, 6 sowie 12 Monate nach der Intervention das Beschwerdeempfinden anhand eines Dermatology Quality of Life Index (DLQI) sowie der aufgetretenen Nebenwirkungen.

Ergebnisse Die technische Erfolgsrate der CTSy lag bei 100 %. Es traten keine Major-Komplikationen auf. Die durchgeführten Interventionen führten zu einem signifikanten Rückgang (p < 0,001) des präinterventionellen Beschwerdeempfindens 2 Tage, 6 und 12 Monate postinterventionell nach CTSy. Als häufigste Nebenwirkung gaben 16/78 (20,5 %) Patienten im Verlauf ein kompensatorisches Schwitzen am Rücken an. Bei all diesen Patienten lag das Sympathikolytikumvolumen unter 5 ml, das Sympathikolytikum überschritt in keinem Fall die Grundplatte von BWK 3 nach kaudal. Kein kompensatorisches Schwitzen am Rücken zeigte sich bei 5/78 (6,4 %) Patienten, hier lag das Sympathikolytikumvolumen über 5 ml und dehnte sich deutlich nach kaudal unterhalb der Grundplatte von BWK 3 aus.

Eine passagere Miosis und temporäre Ptosis fand sich bei 8/78 (10,3 %) Patienten. Bei all diesen Patienten lag das Sympathikolytikumvolumen über 5 ml und dehnte sich deutlich nach kranial oberhalb der Deckplatte von BWK 2 aus. Ein leichtes bis mäßiges Rezidivschwitzen entwickelte sich bei 35/78 (44,9 %) Patienten, deutlicher bei applizierten Volumina des Sympathikolytikums unter 5 ml und links etwas ausgeprägter als rechts. Bei einer insgesamt hohen Zufriedenheit würden 71/78 (91,0 %) Patienten die Intervention wieder durchführen lassen.

Schlussfolgerung Die CTSy stellt für Patienten mit primärer fokaler Hyperhidrosis palmaris eine nebenwirkungsarme Therapieoption mit gutem Benefit dar. Die Menge und die räumliche Verteilung des Sympathikolytikums haben einen Einfluss auf den therapeutischen Effekt und die Nebenwirkungen.

Kernaussagen:

  • Die CT-gestützte thorakale Sympathikolyse ist ein minimalinvasives, komplikationsarmes Therapieverfahren zur Behandlung von schweren Formen einer primären Hyperhidrosis palmaris.

  • Die CT-gestützte thorakale Sympathikolyse kann in der Regel ambulant durchgeführt werden.

  • Die Menge und lokale Verteilung des Sympathikolytikums beeinflussen den Therapieeffekt und die Nebenwirkungen.

Zitierweise

  • Andresen J, Scheer F, Schlöricke E et al. CT-assisted thoracic sympathicolysis for therapy of primary hyperhidrosis palmaris-retrospective analysis of the influence of the amount and position of the sympathetic agent on the therapeutic outcome and side effects. Fortschr Röntgenstr 2021; 193: 574 – 581



Publikationsverlauf

Eingereicht: 13. August 2020

Angenommen: 15. Oktober 2020

Artikel online veröffentlicht:
21. Dezember 2020

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