Osteologie 2021; 30(01): 4-5
DOI: 10.1055/a-1378-5435
Editorial

Der Subchondrale Knochen – Lange bekannt, oft unterschätzt!

The Subchondral Bone – Long Known, Often Underestimated!
Andreas Kurth
1   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, Kemperhof, Koblenz, Deutschland
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„Unsere größte Schwäche liegt im Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen.“

Thomas Alva Edison, US-amerikanischer Erfinder

Der subchondrale Knochen wird schon seit einigen Jahren sowohl in der osteologischen Grundlagenwissenschaft als auch bei klinischen Interventionen adressiert, da bekannt ist, dass diese Region eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Arthrose sowie der Reparatur des Gelenkknorpels spielt.

In dieser anatomischen Region kommen die Fächer der Osteologie, der Arthroseforschung und der Arthrosetherapie zusammen. Anatomisch gesehen ist der subchondrale Knochen die knöcherne Lamelle, die unterhalb der verkalkten Zone des Gelenkknorpels liegt. Der Begriff „osteochondrale Einheit“ spiegelt die enge Interaktion zwischen diesen beiden Geweben wider.

Der im anglo-amerikanischen Sprachraum für die Arthrose verwendete Begriff „Osteoarthritis“ weist ebenfalls schon seit Jahrzehnten auf eine enge Beziehung des subchondralen Knochens zu den Knorpelstrukturen des Gelenkes hin. Da der subchondrale Knochen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der frühen Arthrose spielt, werden in der Wissenschaft Methoden aus der Osteologie verwendet, die zeigen, dass z.B. die Dicke der subchondralen Knochenplatte und auch die der subartikulären Spongiosa vermehrt sind, die Mineralisation sich reduziert und die trabekuläre Integrität verändert ist. Solche Veränderungen des kalzifizierten Gewebes können daher zu einer frühen Degeneration des hyalinen Knorpels im Gelenk führen.

In vier Artikeln dieses Heftes wird der Fokus auf den subchondralen Knochen als eine der Ursachen für die Entwicklung der Arthrose sowie, daraus abgeleitet, auf therapeutische Interventionen gelegt. Aus der Göttinger Arbeitsgruppe von Professor Schilling kommt eine grundlagenwissenschaftliche Betrachtung der Region des subchondralen Knochens, der dort in den vergangenen Jahren intensiv beforscht wurde.

Professor Holzer aus der MedUni Graz beschäftigt sich auch bereits seit einigen Jahren mit dem subchondralen Knochen als Ziel von therapeutischen Interventionen und gibt einen Überblick über die gegenwärtige Literatur und die daraus abgeleiteten klinischen Möglichkeiten und Empfehlungen.

Ein wichtiges und klinisch relevantes Thema ist das Knochenmarködem: Dieses ist für viele von uns immer noch ein schwierig zu behandelndes, nicht klar zugeordnetes Krankheitsbild des gelenknahen Knochens.

Am interdisziplinären universitären osteologischen Schwerpunktzentrum der LMU Klinik München um Frau Dr. Strumpf und Herrn Professor Schmidmaier wurde ein Algorithmus zur Diagnostik und Therapie des Knochenmarködemsyndroms evidenzbasiert entwickelt und dort auch erfolgreich angewendet. Dies gibt einen klaren Leitfaden, wie diese Patienten zu differenzieren und interdisziplinär zu behandeln sind.

Der abschließende Artikel über die Arthrose soll einen Überblick über den aktuellen Kenntnistand der Epidemiologie, der Ursachen und der Therapiemöglichkeiten geben. Gerade für die Therapie der Cox- und Gonarthrose gibt es aktuelle evidenzbasierte AWMF-Leitlinien, die z.T. zitiert werden. Aber für viele Therapieformen, die unseren Patienten angeboten oder auch in Selbstmedikation verwendet werden, gibt es wenige gute Daten. In einem Teil des Artikels wird auf diese „alternativen Therapien“ der Arthrose eingegangen.

Angesichts des immer noch unvollständigen Verständnisses der Mechanismen der Arthrose und der Knorpelregeneration und -reparatur wird eine bessere wissenschaftliche Erkenntnis aus der Grundlagenforschung über diese Grenzregion des subchondralen Knochens und aus klinischen Erfahrungen heraus wahrscheinlich zu verbesserten therapeutischen Strategien führen.

Koblenz Januar 2021

Prof. Dr. med. Andreas Kurth



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
05. März 2021

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