Zusammenfassung
Einleitung Das primäre Lymphödem ist eine genetisch bedingte, angeborene Erkrankung, die durch einen unzureichenden Abtransport von Lymphflüssigkeit aufgrund einer Fehlbildung oder Fehlfunktion des Lymphgefäßsystems entsteht. Dabei tragen periphere und systemische Manifestationen zum letztendlichen Phänotyp bei. Neben peripheren Manifestationen des primären Lymphödems, v. a. Schwellungen der unteren Extremität, können auch systemische Manifestationen, wie z. B. Aszites, intestinale und pleurale Lymphangiektasien, Chylothorax, Pleura- und Perikarderguss oder auch der Hydrops fetalis, auftreten. In Abhängigkeit vom ursächlichen Gen und der zugrunde liegenden genetischen Veränderung unterscheiden sich sowohl die klinischen Manifestationen als auch der Ausprägungsgrad des Lymphödems.
Klassifikation Die Krankheitsbilder, die mit einem primären Lymphödem einhergehen, lassen sich in 5 Kategorien aufteilen: (1) Erkrankungen, die mit einer segmentalen Wachstumsstörung assoziiert sind und auf einem somatischen Mosaik beruhen, (2) syndromale Erkrankungen, (3) Erkrankungen, bei denen das primäre Lymphödem eine systemische Beteiligung aufweist, (4) kongenitale Krankheitsbilder und (5) nach dem ersten Lebensjahr auftretende (Late Onset) Krankheitsbilder.
Genetische Diagnostik Basierend auf der Klinik des Patienten und der Zuordnung zu einer der 5 Kategorien kann eine zielgerichtete genetische Diagnostik erfolgen, zunächst beginnend mit einer konventionellen zytogenetischen Untersuchung (Chromosomenanalyse) sowie einer molekularzytogenetischen Methode (Array-CGH). Anschließend kann eine molekulargenetische Untersuchung im Rahmen von Einzelgenanalysen, Panel-Untersuchungen oder Exom- sowie Ganzgenomsequenzierung durchgeführt werden, durch die genetische Varianten oder Mutationen aufgedeckt werden können, die als kausal für die Symptomatik identifiziert werden können.
Fazit Betroffene eines primären Lymphödems profitieren von einer gezielten genetischen Diagnostik, da die verschiedenen Krankheitsbilder meistens nur durch die Detektion einer assoziierten genetischen Veränderung diagnostiziert werden können und somit eine Aussage über Vererbung und Wiederholungsrisiko möglich ist.
Abstract
Introduction Primary lymphedema is a genetic, congenital disorder that results from impaired lymphatic drainage due to malformation or dysfunction of the lymphatic system. In addition to the peripheral manifestation of primary lymphedema, which often presents as edema of the extremities, particularly the lower extremity, systemic involvements such as hydrops fetalis, lymphangiectasia, or effusions of the serous cavities may also occur. The clinical presentation depends on the disease and its associated genes.
Classification The diseases associated with primary lymphedema can be divided into five categories: (1) Diseases associated with overgrowth which are based on somatic mosaicism, (2) syndromic diseases, (3) diseases in which primary lymphedema has systemic involvement, (4) congenital diseases, and (5) diseases occurring after the first year of life.
Genetic diagnostic Depending on the patients’ phenotype and assignment of appropriate category, targeted genetic diagnostic can be performed. Initially, starting with conventional cytogenetic testing (chromosome anaylsis) as well as molecular cytogenetic methods such as array-CGH diagnostic. Afterwards, molecular genetic testing can be performed in the context of single gene analysis, panel analysis and whole exome or whole genome sequencing, which can reveal genetic variants or mutations, that can be identified as causal for the symptoms.
Conclusion Affected individuals with primary lymphoedema benefit from genetic diagnostics because the different types of diseases can mostly only be diagnosed by the detection of an associated genetic alteration and thus a statement about heredity and recurrence risk can be made.
Schlüsselwörter
Lymphödem - Molekulardiagnostik - lymphovaskuläre Erkrankungen - syndromale Erkrankungen - Genetik
Key words
lymphoedema - molecular diagnostics - lymphovascular diseases - syndromes - genetics