Endo-Praxis 2021; 37(03): 135-138
DOI: 10.1055/a-1384-6204
Weiterbildung

Klassifikation der chronischen Pankreatitis

Uwe Gottschalk
1   ESFAB Berlin
,
Silvia Maeting
2   DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.
,
Stefan Kahl
2   DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.
› Author Affiliations

Patienten mit einer chronischen Pankreatitis werden häufig in den endoskopischen Abteilungen der Kliniken endoskopiert. In den nachfolgenden Ausführungen soll auf die Diagnose- und Schweregradkriterien im Rahmen der ERCP und der Endosonografie eingegangen werden.

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist eine Drüse, welche exokrine und endokrine Aufgaben zu bewerkstelligen hat. Dementsprechend kommt es bei Funktionsausfällen wie bei der chronischen Pankreatitis, zu Störungen der Verdauung und des Hormonstoffwechsels. Bereits 400 v. Chr. fand dieses Organ bei Hippokrates Erwähnung. Die Erforschung der Bedeutung für den menschlichen Organismus musste aber noch viele Jahrhunderte warten. Die große medizinische Autorität, Claudius Galen, äußerte sich im 2. Jh. n. Chr. noch sehr bestimmt: „… die Anatomie sei für die Heilkunst ohne Bedeutung, denn Gesundheit und Krankheit würden durch die Gestirne bestimmt …“. Trotzdem sprach er diesem Organ eine physiologische Funktion zu. Das Pankreas ist 15 bis 20 cm lang und hat ein Gewicht von ungefähr 70 Gramm. Für die Endoskopie ist entscheidend, dass das Pankreas retroperitoneal zwischen Duodenum und Milz liegt und Komplikationen sich somit primär außerhalb der Bauchhöhle abspielen. Dies ist für das Verständnis von Perforationen im Rahmen der ERCP und der Endosonografie von fundamentaler Bedeutung. Da das Pankreas nach dem Tode schnell durch Autolyse zerstört wird, war die anatomische Untersuchung beim Menschen anfangs erschwert. 1642 fand Moriz Hofmann beim Truthan den Ausführungsgang des Pankreas und demonstrierte dies Johann Georg Wirsung, der dann bei einem zeitnah erhängten Mörder den Nachweis beim Menschen erbrachte, wobei die Funktion anfangs unklar war und er diesen noch für ein Lymphgefäß hielt. Weitere Forschung war Professor Wirsung dann jedoch nicht mehr vergönnt, da er 1643 hinterrücks erschossen wurde. Als wahrscheinlichster Täter wird Giacomo Cambier angesehen, da dieser durch die Mitwirkung von Wirsung als Prokurator der deutschen Artistenfakultät in Padua abgesetzt wurde. 1856 konnte dann Claude Bernard durch experimentelle Untersuchungen die Verdauungsfunktion des Pankreas beweisen [1].



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Article published online:
10 August 2021

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  • Literatur

  • 1 Wolff H. Geschichte der Tumorchirurgie des Pankreas. In: Birth/Ittel-Pereira. Hepatobiliäre und Pankreastumoren. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag; 2010
  • 2 Hoffmeister A, Mayerle J, Beglinger C. et al. S3-Leitlinie Chronischer Pankreatitis: Definition, Ätiologie, Diagnostik und konservative, interventionell endoskopische und operative Therapie der chronischen Pankreatitis. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Z Gastroenterol 2012; 50 1176-1224
  • 3 Mayerle J, Hoffmeister A, Werner J. et al. Chronische Pankreatitis. Definition, Ätiologie, Diagnostik und Therapie. Dtsch Arztebl Int 2013; 110: 387-393
  • 4 Schreyer AG, Jung M, Riemann JF. et al. S3 Guideline for Chronic Pancreatitis – Diagnosis, Classification and Therapy for the Radiologist. Fortschr Röntgenstr 2014; 186: 1002-1008
  • 5 Kahl S, Schütte K, Jenssen C. et al. Vergleich von konventioneller EUS-Beurteilung und Rosemont-Klassifikation: Versagen der Rosemont-Klassifikation bei der Beurteilung von frühen Stadien der chronischen Pankreatitis. Endoskopie heute 2013; 26: FV20
  • 6 Beyer G, Hoffmeister A, Michl P. et al. Konsultationsfassung der S3-Leitlinie Pankreatitis. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). AWMF Registriernummer 021-003. (Abgerufen: 19.07.2021) https://www.dgvs.de/wissen/leitlinien/leitlinien-dgvs/chronische-pankreatitis/
  • 7 Wu HM, Dixon E, May GR. et al. Management of perforation after endoscopic retrograde cholangiopancreaticography (ERCP): a population-based review. HPB (Oxford) 2006; 8: 393-399