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DOI: 10.1055/a-1387-4730
Hormonelle Kontrazeption in der hausärztlichen Praxis
In geschätzt 70–80% der hausärztlichen Praxen (eine systematische Erfassung existiert nicht) fragen Patientinnen nach Folgerezepten für hormonelle Kontrazeptiva. Ein weiterer Beratungsanlass ist gelegentlich die Notfallkontrazeption. Um hormonelle Kontrazeptiva mit möglichst geringem Risiko für die Patientin (weiter) zu verordnen, ist die Kenntnis wesentlicher Eigenschaften der verschiedenen hormonellen Verhütungsmethoden erforderlich.
So können Sie bei der Beratung und Verordnung einer hormonellen Kontrazeption bei Erstverordnung oder Wunsch nach Wechsel der Verhütungsmethode vorgehen:
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Erheben Sie mittels der Checkliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)[7] eine gezielte Risikoanamnese.
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Schätzen Sie mit 5 Fragen (siehe oben: Auswahl der Kontrazeptionsmethode) die Präferenz der Patientin für ihren Verhütungswunsch ein und gleichen Sie diesen mit dem individuellen Risikoprofil der Frau ab. Benutzen Sie dazu bei Risikokonstellationen die Empfehlungen der WHO-App zur Auswahl des dazu geeigneten Kontrazeptivums (www.who.int/news/item/29-08-2019-new-app-for-who-s-medical-eligibility-criteria-for-contraceptive-use).
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Vergewissern Sie sich über die seelische Situation der Patientin mit dem PHQ 2 und wiederholen Sie die Einschätzung noch 2 Monaten, wenn die Patientin <20 Jahre alt ist.
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Vergewissern Sie sich, ob die Patientin den Gebrauch des Kontrazeptivums gut verstanden hat, und weisen Sie auf die Bedeutung der regelmäßigen Einnahme hin sowie das Vorgehen bei Vergessen von „Pille“ oder „Minipille“.
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Bei Entscheidung für die „Pille“ (COC) sollten Sie zu Beginn ein möglichst niedrigdosiertes Präparat mit EE+LNG verordnen. Kombinierte hormonelle Kontrazeptiva als Pflaster oder Vaginalring sollten nicht verordnet werden.
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Bei Wunsch nach Weiterverordnung eines hormonellen Kontrazeptivums sollte den Praxismitarbeitern eine Liste mit Namen und Zusammensetzung der hormonellen Kontrazeptiva vorliegen und eine Weiterverordnung ohne Arztkontakt nur erfolgen, wenn die Patientin ein Präparat mit EE+LNG einnimmt, <35 Jahre alt ist und einen normalen Blutdruck hat.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
10. November 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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