Zahnmedizin up2date 2021; 15(02): 95-112
DOI: 10.1055/a-1387-4918
Zahnerhaltung, Prävention und Restauration

Dentale Erosion – Diagnose, Ätiologie und Pathogenese

Adrian Lussi
,
Barbara Cvikl

Erosiver Zahnhartsubstanzverlust sowie dentale Erosion als 2 Formen der nicht kariösen Zahnhartsubstanzdefekte werden in den letzten Jahren insbesondere in Industrieländern vermehrt beobachtet. Beide Formen sind die Folge von nicht bakteriellen Säureangriffen. Diese Übersicht geht auf die Symptomatik und Ätiologie dentaler Erosion ein, deren Kenntnis die rechtzeitige Erkennung und die Einleitung prophylaktischer Maßnahmen ermöglichen kann.

Kernaussagen
  • Es ist wichtig, Erosionen bereits in einem frühen Stadium zu entdecken, um weitere Schäden zu vermeiden. Die Betroffenen selbst werden auf die Läsionen manchmal erst aufmerksam, wenn ihre Zähne aufgrund der dünneren oder ganz abgetragenen Schmelzschicht und der kürzeren Zähne ästhetisch unbefriedigend sind oder wenn sie an Überempfindlichkeiten der Zähne leiden – ein Zustand mit bereits unwiederbringlichem Verlust an Zahnhartsubstanz.

  • Eine entsprechende allgemeinmedizinische Anamnese ist gleichermaßen wichtig wie die zahnmedizinische Anamnese, das Wissen um die oralen Hygienegewohnheiten und eine Dokumentation der Ernährungs- und Trinkgewohnheiten sowie weiterer erosionsfördernder Gewohnheiten.

  • Eine Möglichkeit, erosive Läsionen zu klassifizieren, ist der BEWE-Index. Bei diesem wird das gesamte Gebiss in Sextanten aufgeteilt. In jedem Sextanten wird dem Zahn mit dem schwersten erosiven Erscheinungsbild eine Zahl zwischen 1 und 3 zugeordnet. Das addierte Gesamtergebnis zeigt nicht nur das Ausmaß eines bereits bestehenden erosiven Geschehens, sondern liefert zudem auch entsprechende Therapieempfehlungen.

  • Die Ursachen für die Entstehung eines erosiven Geschehens lassen sich in Risikofaktoren auf der Ernährungs- und auf der Patientenseite einteilen. Ist die Ätiologie im gastroösophagealen Bereich oder liegen Essstörungen vor, muss eine Überweisung zum jeweiligen Facharzt erfolgen. Auch bei durch Medikamente ausgelösten erosiven Problemen sollte mit dem jeweils behandelnden Allgemeinmediziner bzw. Facharzt Rücksprache gehalten werden, um mögliche Alternativen zu finden.

  • Vermeintlich einfacher, in der Realität jedoch zumindest langfristig sehr schwer zu erreichen, ist die Ausschaltung von Risikofaktoren, die sich auf die Ernährungs- und Mundhygienegewohnheiten beziehen.



Publication History

Article published online:
16 June 2021

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