Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2022; 57(09): 578-586
DOI: 10.1055/a-1404-2154
Fortbildung

Anästhesie und perioperative Betreuung bei Patienten mit Morbus Parkinson

Anaesthesia and Perioperative Management for Patients with Parkinson’s Disease
Nina Zech
,
Barbara Sinner

Das Alter an sich stellt den größten Risikofaktor für Morbus Parkinson dar. Die krankheitsspezifischen Veränderungen und die Dauermedikation bedingen Besonderheiten, die jeder Anästhesist kennen sollte. Dieser Beitrag zeigt die pathophysiologischen Zusammenhänge, Klinik und Therapie des Morbus Parkinson auf. Außerdem sollen Überlegungen zur perioperativen Betreuung dargestellt werden.

Abstract

Idiopathic Parkinson’s syndrome is associated with the loss of dopaminergic cells. It is defined by the presence of akinesia together with one of the cardinal symptoms: rigor, tremor, or postural instability. As the perioperative management of these patients can be challenging and they have an increased perioperative risk, every anaesthesiologist should know some special features. If a patient with Parkinson’s disease does not receive the required amount of dopa, akinetic crisis may occur. Moreover, the administration of dopamine-antagonistic drugs can trigger a malignant neuroleptic syndrome. These are life-threatening clinical pictures that require intensive medical treatment. Therefore, patients with Parkinson’s disease should be enabled to keep the period without the intake of the specific medication as short as possible. General anaesthesia should be performed with short acting anaesthetics and a regional anaesthesia might be beneficial. Besides, all dopamine antagonists sometimes used for prophylaxis or therapy of delirium or PONV (haloperidol, metoclopramide) are contraindicated. Alternatives are short-acting benzodiazepines, atypical neuroleptics and domperidone.

Kernaussagen
  • Patienten mit Morbus Parkinson haben vor allem durch postoperative Stürze, Pneumonien, Obstipationen, Harnverhalte und die vermehrte Entwicklung eines Delirs ein erhöhtes perioperatives Risiko, das mit einer längeren Behandlungsdauer einhergeht.

  • Bei der perioperativen Behandlung dieser Patienten stehen die regelmäßige, möglichst lückenlose Einnahme der Medikamente und die verschiedenen Medikamenteninteraktionen im Vordergrund. Manchmal muss die Medikation durch einen Neurologen optimiert oder umgestellt werden.

  • Eine Allgemeinanästhesie kann unter Verwendung kurzwirksamer Anästhetika durchgeführt werden. Patienten mit Morbus Parkinson profitieren von einem Regionalanästhesieverfahren, weil sie ihre Medikamente regelmäßig einnehmen können, auch wenn es technisch herausfordernd sein kann.

  • Alle Dopamin-Antagonisten, die u. a. zur Prophylaxe oder Therapie des Delirs oder von PONV eingesetzt werden (Haloperidol, Metoclopramid), sind kontraindiziert. Sinnvolle Alternativen sind kurzwirksame Benzodiazepine, atypische Neuroleptika und Domperidon.

  • Erhält ein Patient mit Parkinson nicht die erforderliche Menge an Dopa, kann es zur akinetischen Krise kommen. Die Gabe von Dopamin-antagonistisch wirkenden Medikamenten kann ein malignes neuroleptisches Syndrom auslösen. Dies sind lebensbedrohliche Krankheitsbilder, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen.



Publication History

Article published online:
01 September 2022

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