Zusammenfassung
Die Integration von kultureller Kompetenz gewinnt in der Palliativversorgung zunehmend
an Aufmerksamkeit. Ziel ist eine gleichberechtigte Versorgung, die sich für die gleichwertige
Behandlung aller ethnischen Gruppen und die Akzeptanz der kulturellen Bedürfnisse
der Patienten ausspricht.
In der vorliegenden Studie wurden die Erfahrungen von Professionellen mit der ambulanten
Palliativversorgung von Patienten mit Migrationshintergrund und den Erfahrungen ihrer
Angehörigen mit einer solchen Versorgung in der Städteregion Aachen erfasst. In der
Städteregion Aachen, einem Kommunalverband mit über 550 000 Einwohnern im Westen Deutschlands,
haben 30 % der Bürger einen Migrationshintergrund. Die Ergebnisse von Fragebogen-
und Interviewanteilen zeigen teilweise unterschiedliche Wahrnehmungen der Professionellen
und Angehörigen. In der Untersuchung stach die Diskrepanz zwischen der Eigen- und
Fremdwahrnehmung der Professionellen bezüglich des kultursensiblen Umganges mit den
Patienten hervor. Bei den Behandelnden zeigte sich eine von Unsicherheit geprägte
Grundhaltung, während die Angehörigen sie als kompetent beurteilten. Die Erfahrungen
der Angehörigen erwiesen sich als durchweg positiv und von Dankbarkeit sowie Zufriedenheit
gekennzeichnet. Sie betonten die Wichtigkeit von Empathie und der grundsätzlichen
Offenheit der Professionellen im Kontakt. Die absolvierten Fortbildungen der Behandelnden
zu kultureller Kompetenz wurden jedoch wegen thematischer Beschränkungen auf Rituale
unterschiedlicher Religionen am Lebensende als optimierungsbedürftig beschrieben.
Ein Kritikpunkt war dabei die Vermittlung allgemeinen Faktenwissens und eine fehlende
individualisierte Herangehensweise. Schlüsselelemente zur Optimierung der Weiterbildungen
waren vermehrte Selbstreflexion und Patienten-Partnering-Programme, die eine reale,
direkte Interaktion von Patienten und Professionellen im Rahmen von Trainingseinheiten
beinhalten und somit die Individualität wie auch die Patientenbegegnung selbst in
den Fokus rücken.
Abstract
Cultural Competence (CC) has become an integral part of palliative care concepts in
the treatment of patients with migration background. This concept is based on a respectful
and egalitarian attitude in care aiming to the reduction of socio-ethnic disparities.
A central aspect is the professionals’ acceptance of different cultural needs. In
the city and region of Aachen, a local government association with 550 000 inhabitants,
30 % of the local citizens have migration background. This study aimed to explore
the perceptions of professionals and relatives of patients with migrant background
in the palliative home care context. The results of the questionnaire- and interview-based
study revealed differences in their perceptions. The disparity in self- and external
perceptions of the professionals regarding their cultural competence and sensitivity
in dealing with CALD patients (culturally and linguistically diverse) was striking.
Professionals rated their cultural competence as low, whereas relatives emphasized
that CC was not the essential part of care. They assessed the general care as very
good, also mentioning to be thankful and highly satisfied. Relatives rated empathy
and open-mindedness as most essential factors in care. The professionals’ evaluation
of their cultural competence trainings showed a potential for improvement by integrating
more elements of self-reflection and patient-partnering-programs creating a real and
direct interaction between patients and professionals in the context of training sessions.
The training sessions appeared to address mainly religious end-of-life rituals and
traditions which stated the major criticism of the professionals who criticized a
lack of individualism in care.
Schlüsselwörter kulturelle Kompetenz - Palliativmedizin - Migrationshintergrund - SAPV
Keywords cultural competence - palliative care - migration background - palliative home care