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DOI: 10.1055/a-1471-8919
Die Videosprechstunde: Anwendungsverhalten bei Orthopäden und Unfallchirurgen während der COVID-19-Pandemie. Zukünftiger Dauerbrenner oder nur Eintagsfliege?
Article in several languages: English | deutsch
Zusammenfassung
Hintergrund Die während der COVID-19-Pandemie zum Infektionsschutz auferlegten Kontaktbeschränkungen gingen für Patienten mit Limitierungen persönlicher ärztlicher Behandlungsmöglichkeiten einher. Vor diesem Hintergrund sollte das Anwendungsverhalten der bisher wenig genutzten Onlinekonsultation per Videosprechstunde als alternative Therapieform unter Orthopäden und Unfallchirurgen evaluiert werden, zudem mit Erhebung ihrer vermeintlichen zukünftigen Nutzung.
Methoden Während der Kalenderwoche 24 im Jahr 2020 wurden insgesamt 215 Fachärzte für Orthopädie bzw. für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Stadt und Region Hannover angeschrieben und um eine fragebogenbasierte Evaluation hinsichtlich ihres Anwendungsverhaltens von Videosprechstunden gebeten. Die Auswertung umfasste 125 rekrutierte Fragebögen, einer Rücklaufquote von 58,1% entsprechend. Erhoben wurden die Nutzeranzahl, die Anwendungsfrequenzen, Vor- und Nachteile der Onlinebehandlung, Einschätzungen zum zukünftigen Einsatz von Telemedizin und Videosprechstunden und zu notwendig erachteten Voraussetzungen, um Videosprechstunden zukünftig überhaupt oder weiter zu nutzen, sowie ihr Potenzial bei Erfüllung aller Bedingungen.
Ergebnisse Nur 17 (13,6%) der 125 Teilnehmer hatten bereits Erfahrungen mit der Videosprechstunde gesammelt, alle begonnen während der Coronapandemie bei allerdings sehr geringer Anwendungsfrequenz (maximal 1 – 3 × pro Woche). Als Vorzüge wurden insbesondere die ermöglichte Patientenbehandlung trotz Limitationen und die Wegersparnis für den Patienten genannt. Als wesentliche Nachteile gaben die Ärzte die eingeschränkte Diagnosestellung durch fehlende direkte Untersuchungsmöglichkeit, nur bedingt mögliche Erstvorstellungen und eine reduzierte Beratungs- bzw. Erklärungsmöglichkeit an. Von den 108 (86,4%) Befragten ohne bisherige Nutzung von Videosprechstunden hatten nur 9 (8,3%) konkret eine Onlinekonsultation geplant, während 57 (52,8%) dies absehbar nicht vorhatten und 42 (38,9%) sich diesbezüglich unschlüssig waren. Als weitaus häufigste Gegenargumente wurden die eingeschränkte Diagnosestellung durch eine fehlende direkte Untersuchungsmöglichkeit (44/77,2%) und der zu wichtige persönliche Kontakt zum Patienten (30/52,6%) genannt. Als vorrangige Voraussetzungen für eine Einführung von Videosprechstunden wurden von allen Teilnehmern eine einwandfreie Technik (81,6%), angemessene Vergütung (61,6%), Rechtssicherheit (58,4%), schneller und unbürokratischer Support bei der Installation und bei Problemen (51,2%) sowie eine überschaubare Bürokratie bei der Einrichtung (44,8%) gefordert.
Schlussfolgerung Die Videosprechstunde hat, wie Telemedizin im Allgemeinen, unzweifelhaft gerade unter den Aspekten von Infektionsschutz und Kontaktbeschränkungen Vorzüge mit wachsender Nachfrage seitens der Patienten. Allerdings zeichnet sich aus der eigenen Erhebung noch ab, dass sie in den Fachgebieten Orthopädie und Unfallchirurgie zukünftig möglicherweise nur einen bedingten Stellenwert vonseiten der Ärzte im direkten Vergleich zur persönlichen Konsultation erlangen könnte. Dies unterscheidet sich laut Datenlage wesentlich von anderen Bereichen wie z. B. der Psychotherapie und Allgemeinmedizin.
Schlüsselwörter
COVID-19-Pandemie - Onlinekonsultation - Orthopädie - Telemedizin - VideosprechstundePublication History
Article published online:
12 July 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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