Zusammenfassung
Malignome zählen insbesondere im höheren Alter zu den häufigsten Erkrankungen und
sind in Deutschland für 25% aller Todesfälle verantwortlich. Insbesondere bei Karzinomen
des Gastrointestinaltraktes ist eine Heilung oft nur durch eine ausgedehnte Operation
mit signifikanter Morbidität erreichbar. Vor etwa 25 Jahren wurde erstmalig das multimodale,
perioperative Fast-Track-Konzept (FT-Konzept) zur Reduktion von postoperativen Komplikationen
vorgestellt und in den folgenden Jahren um weitere Bausteine erweitert. Mittlerweile
gibt es Hinweise, dass bei einer Umsetzung bzw. Adhärenz der Schlüsselbausteine von
über 70% neben einer Reduktion der Komplikationsrate und einer verkürzten Krankenhausverweildauer
ein verbessertes onkologisches Outcome möglich sein könnte. Trotz des hohen Bekanntheitsgrades
und der nachgewiesenen Vorteile des FT-Konzeptes ist die Implementierung und Aufrechterhaltung
der Maßnahmen schwierig und resultiert in einer Adhärenz von nur 20 – 40%. Dies hat
viele Gründe: Neben einer fehlenden interdisziplinären und interprofessionellen
Kooperation sowie dem hohen zeitlichen und logistischen Aufwand bei der Implementierung
und Aufrechterhaltung werden häufig limitierte personelle Ressourcen als ursächlich
aufgeführt. Wir haben diese Aspekte zum Anlass genommen und mit der Ausarbeitung einer
S3-Leitlinie für die perioperative Behandlung zur beschleunigten Genesung von Patienten
mit gastrointestinalen Tumoren begonnen. Durch die Erstellung einer im formalen Prozess
konsentierten und evidenzbasierten, multidisziplinären Leitlinie wird eine Möglichkeit
eröffnet, die aufgeführten Probleme durch eine Optimierung und Standardisierung der
interdisziplinären Versorgung zu lösen, was insbesondere in einem Setting mit vielen
verschiedenen Fachdisziplinen und deren unterschiedlichen Interessen wichtig ist.
Weiterhin wird angestrebt, durch die Standardisierung der perioperativen Prozesse
den zeitlichen und logistischen Aufwand zu
reduzieren. Die Darstellung der Evidenz ermöglicht es, den personellen Mehraufwand
gegenüber Krankenhausträgern und Krankenkassen transparenter zu gestalten und so auch
besser zu begründen. Zusätzlich erlauben es die im Rahmen der Leitlinie generierten
evidenzbasierten Qualitätsindikatoren, perioperative Standards in die Zertifizierungssysteme
einzubeziehen und so die Qualität der perioperativen Medizin zu messen und zu überprüfen.
Abstract
Malignancies are among the most common diseases, especially in old age, and are responsible
for 25% of all deaths in Germany. Especially carcinomas of the gastrointestinal tract
can be cured in most cases only through extensive surgery with significant morbidity.
About 25 years ago, the multimodal, perioperative Fast Track (FT) concept for reducing
postoperative complications was introduced and additional elements were added in the
following years. Meanwhile, there is growing evidence that adherence to the key elements
of more than 70% leads to reduction in postoperative adverse events as well as a shorter
hospital stay and could be associated with an improved oncological outcome. Despite
the high level of awareness and the proven advantages of the FT concept, the implementation
and maintenance of the measures is difficult and results in an adherence of only 20 – 40%.
There are many reasons for this: In addition to a lack of interdisciplinary and interprofessional
cooperation and the time consuming and extended logistical efforts, limited human
resources are often listed as one of the main causes. We took these aspects as an
opportunity and started to develop a S3 guideline for perioperative treatment to accelerate
the recovery of patients with gastrointestinal malignancies. By creating a consensus-
and evidence-based, multidisciplinary guideline, many of the problems listed above
could probably be solved by optimising and standardising interdisciplinary care, which
is particularly important in a setting with many different disciplines and their competing
interests. Furthermore, the standardisation of the perioperative procedures will reduce
the time and logistical effort. The presentation of the evidence allows increased
transparency and justifies the additional personnel expenditure on hospital medicine
and health insurance companies. In addition, the evidence-based quality indicators
generated during the development of the
guideline make it possible to include perioperative standards in certification
systems and thus to measure and check the quality of perioperative care.
Schlüsselwörter
Fast Track - perioperative Medizin - Leitlinie - gastrointestinale Tumoren - AWMF
- evidenzbasiert
Key words
Fast Track Surgery - perioperative care - guideline - gastrointestinal tumours - AWMF
- evidence-based