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DOI: 10.1055/a-1523-8937
Wirbelsäulenmanipulation und perineurales elektrisches Dry Needling bei Patienten mit zervikogenem Kopfschmerz: eine randomisierte Multicenterstudie
Hintergrund: Bei Patienten mit zervikogenem Kopfschmerz (ZK) werden zur Beschwerdelinderung oft Chirotherapie (Wirbelsäulenmanipulation und -mobilisation) sowie spezifische Übungen genutzt. Auch das Dry Needling (trockenes Nadeln) kommt zunehmend häufiger zur Behandlung bei ZK zum Einsatz. Ungeklärt bleibt jedoch, wie groß die Effektivität der einzelnen Therapien ist und wie sie im Vergleich untereinander abschneiden.
Zielsetzung: Die vorgestellte Studie versucht, die kombinierten Effekte bezogen auf Schmerz und Einschränkungen von einerseits Chirotherapie und Dry Needling dem von spinaler Mobilisation und Beübung andererseits gegenüberzustellen.
Studiendesign und Patientenkohorte: Prospektive, randomisierte Multicenterstudie mit 2-Gruppen-Vergleich von 142 Patienten mit ZK, die in 13 Ambulanzen in 10 US-Staaten über einen 36-monatigen Zeitraum rekrutiert wurden.
Endpunktbestimmung: Als primärer Endpunkt wurde die Kopfschmerzintensität auf der Numerischen Rating-Skala (NRS) genutzt. Sekundäre Endpunkte umfassten Kopfschmerzhäufigkeiten und -dauer, Einschränkungen (gemessen anhand des Neck Disability Index), Medikamentenbedarf und die selbst wahrgenommene Verbesserung (bestimmt durch die Global Rating of Change). Die Follow-up-Untersuchungen fanden nach 1, 4 und 12 Wochen statt.
Methoden: Die Patienten wurden in 2 Gruppen randomisiert und 4 Wochen lang behandelt. Bei 74 Patienten wurden obere HWS und obere BWS mittels spinaler Manipulation behandelt und sie erhielten zusätzlich bis zu 8 Behandlungen mit perineuralem elektrischem Dry Needling. In der 2. Gruppe, die 68 Patienten umfasste, wurden obere HWS und obere BWS mittels spinaler Mobilisation behandelt und es wurde eine Reihe an Widerstandsübungen für die periskapuläre Muskulatur absolviert.
Ergebnisse: Zum 3-Monats-Follow-up dieser Studie zeigte die Gruppe mit spinaler Manipulation und Dry-Needling-Behandlung gegenüber der 2. Gruppe eine signifikante Reduktion der Intensität (Kovarianzanalyse mittels ANCOVA, F=23,464; p < 0,001), Häufigkeit (F=13,407; p<0,001) und Dauer von Kopfschmerz (p<0,001) sowie Einschränkungen (im Neck Disability Index; F=10,702; p<0,001) gegenüber der Gruppe mit spinaler Mobilisation und spezifischer Beübung. Außerdem gaben nach 3 Monaten signifikant mehr Patienten in der Gruppe mit spinaler Manipulation und Dry Needling eine Besserung in der Global Rating of Change an (χ2=54,840; p<0,001) und es hatten mehr Patienten dieser Gruppe die Analgetikaeinnahme beendet (χ2=29,889; p<0,001).
Schlussfolgerungen: In dieser Studie war die Manipulation der oberen HWS und BWS in Kombination mit dem elektrischen Dry Needling der Mobilisation und Beübung bei Patienten mit ZK überlegen. Die Effekte waren bei einer Interventionsdauer von 4 Wochen auch nach 3 Monaten nachweisbar.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. August 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Dunning J, Butts R, Zacharko N, Fandry K, Young I, Day KWJ, Fernández-de-Las-Peñas C. Spinal manipulation and perineural electrical dry needling in patients with cervicogenic headache: a multicenter randomized clinical trial. Spine J 2021; 21 (02) 284-295
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