Klin Monbl Augenheilkd 2022; 239(09): 1155-1163
DOI: 10.1055/a-1526-9861
Klinische Studie

Verlauf der Kontaktlinsenanpassung bei Keratokonus – eine retrospektive Untersuchung bei 200 Patienten

Article in several languages: English | deutsch
Kathrin Richter
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
,
Theresia Jullien
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
,
Ulrike Klühspies
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
,
2   Institut für Experimentelle Ophthalmologie, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
,
1   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
,
2   Institut für Experimentelle Ophthalmologie, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
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Zusammenfassung

Hintergrund Der Keratokonus (KK) kann heutzutage sehr gut stadiengerecht therapiert werden. Bei der Versorgung des KK stehen eine Vielzahl an Designs und Materialien von Kontaktlinsen (KL) zur Verfügung. Unser Ziel war es, die Möglichkeiten, die Hindernisse und den visuellen Erfolg der KL-Anpassung beim KK zu evaluieren.

Methodik Die vorliegende retrospektive Studie beinhaltet die Daten von 200 Patienten, die im Zeitraum von 2006 bis 2016 einen Linsenanpassungsversuch in unserer KL-Ambulanz erhielten. Wir dokumentierten u. a. ophthalmologische Parameter, die Art der verordneten KL, die Anzahl der benötigten Probelinsen sowie eventuelle Abbruchursachen.

Ergebnis Das mittlere Alter bei der KL-Erstanpassung betrug 33,9 ± 12,5 Jahre. In 98,8% der Fälle erfolgte die Versorgung mit formstabilen, in 90,1% der Fälle mittels 4-kurviger KL. In Bezug auf die Gesamtheit der verordneten asphärischen KL erfolgte in 87,5% der Fälle die Anpassung in den KK-Stadien „1“ bis „2“ (topografische KK-Klassifizierung; Oculus Keratograph). Die Anpassung rückflächentorischer oder bitorischer KL erfolgte bei 61,7% der Augen in den KK-Stadien „2 – 3“ bis „4“. Bis zur endgültigen KL wurden im Median 2 (maximal 16) Probelinsen benötigt. Der mittlere Visus mit KL-Korrektur betrug bei der Erstanpassung 0,8 ± 0,2, der mittlere Visus mit Brillenkorrektur 0,5 ± 0,3. Bei 7,7% der Augen wurde die Anpassung der KK-Kontaktlinse aufgrund des fortgeschrittenen KK-Stadiums mit notwendiger Keratoplastik nicht weitergeführt. Gründe für einen Abbruch der KL-Anpassung waren u. a. eine Linsenunverträglichkeit (2,3%), Anwendungsprobleme (0,3%) oder ein akuter KK (0,3%). Ein Abbruch des KL-Tragens aufgrund von Unverträglichkeiten oder Anwendungsproblemen erfolgte nur in 4 Fällen (1,1%) im weiteren Verlauf der Linsenanpassung.

Schlussfolgerung Die KL-Versorgung ist ein integraler Bestandteil der stadiengerechten Therapie des KK. Es kann in allen Stadien ein guter Visus mit einer geringen Abbruchquote erreicht werden. Die Anpassung erfolgt mehrheitlich durch hoch gasdurchlässige, formstabile KL mit einer 4-kurvigen Geometrie. In Anfangsstadien ist die Versorgung teilweise mit asphärischen KL möglich. Torische KL können in fortgeschrittenen Stadien angepasst werden, wenn kein zufriedenstellender Sitz mit rotationssymmetrischen KL erreicht wird. Sofern KL einmal erfolgreich angepasst werden, erfolgt im weiteren Verlauf nur noch bei wenigen Patienten ein Abbruch aufgrund einer Linsenunverträglichkeit.



Publication History

Received: 29 March 2021

Accepted: 25 May 2021

Article published online:
03 November 2021

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