Sprache · Stimme · Gehör 2021; 45(04): 195
DOI: 10.1055/a-1542-6819
Interview

Versorgung von Menschen mit primär progredienter Aphasie

Interview mit Univ.-Prof. Dr. med. A. Danek
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Primär progrediente Aphasien (PPA) sind seltene Erkrankungen. Welche Konsequenzen hat das Ihrer Erfahrung nach für den diagnostischen Prozess und die Diagnosestellung?

Bislang findet die PPA im Medizinstudium, wie auch in der Ausbildung der sprachtherapeutischen Berufsgruppen, kaum Beachtung. In der Facharztausbildung kommt es darauf an, ob an der Institution, an der man tätig ist, ein gewisses Interesse oder ein Schwerpunkt besteht. So kommt es leider häufig vor, dass das klinische Syndrom nicht richtig erkannt und für eine undifferenzierte Hirnfunktionsstörung bzw. einen schwer beschreibbaren, nicht routinemäßig erfassbaren altersbedingten Abbauprozess gehalten wird. Die für die Diagnostik der PPA wichtigen Feinheiten bleiben in der Praxis oft unberücksichtigt. Dahinter mag stehen, dass Demenzsyndrome noch immer für wenig beeinflussbar gehalten werden. Diese Einstellung wird mit dem Begriff "therapeutischer Nihilismus" zusammengefasst. Für die Patient*innen bedeutet das mitunter sehr lange diagnostische Wege, unnötige Untersuchungen und späte Diagnose.



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Article published online:
30 November 2021

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