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DOI: 10.1055/a-1546-3539
Miteinander!
Integrative Medizin
Frau Professor Dagmar Schipanski hat es (anlässlich unseres letzten Kongresses in Weimar) gesagt, und Kollegin Ina Chammah (Vorsitzende LV Niedersachsen) hat es bereits getan: Wir brauchen eine Medizin, und dafür müssen wir Brücken bauen. Als Baumaterial sind Respekt und Toleranz ebenso wichtig wie Zuhören und Aufeinanderzugehen. Nachdem Ärztetage in verschiedenen Bundesländern im Handstreich die Zusatzweiterbildung Homöopathie aus ihren Weiterbildungsordnungen eliminiert haben, ist es Zeit, den Schulterschluss zu üben mit anderen komplementären Fachrichtungen, die früher oder später ebenfalls im Fokus einer skeptisch-positivistischen Weltanschauung stehen.
Durch Bildung Integrativer Listen können wir den Fuß in die Tür zukünftiger Kammerentscheidungen stellen und dafür sorgen, dass die Vielfalt therapeutischer Optionen in ärztlicher Hand erhalten bleibt. Dass Monokultur oft genug ein Holzweg ist, erleben wir täglich in unterschiedlichen Bereichen unseres Lebensumfelds, nicht selten mit katastrophalen Folgen. Es ist also unsere Aufgabe als Ärztinnen und Ärzte, mit Tatkraft und Weitblick für Vielfalt einzutreten, und zwar in dem Bereich, in dem wir Experten sind: in einer Medizin, die objektive Befunde und subjektives Befinden gleichermaßen wahrnimmt und darüber hinaus auch die therapeutischen Werkzeuge zur Verfügung hat, das Wahrgenommene in eine konsistente und individuelle Therapie zu überführen.
Die Zusammenarbeit mit Ärzt*innen aus dem Bereich der klassischen Naturheilverfahren, der Anthroposophischen Medizin, der Akupunktur als Teil der TCM sowie anderen Berufsgruppen mit ähnlichen patientenzentrierten und ganzheitlichen Zielen ist das Gebot der Stunde! Integrative Listen können berufspolitisch auf Kammerebene Synergien schaffen und kreative Kräfte bündeln, um am Ende zu erreichen, was sich Patientinnen und Patienten wünschen: eine Medizin, die diesen Namen verdient und das Miteinander im Interesse der Kranken ernst nimmt und lebt.
Inzwischen gibt es reichlich Erfahrung, wie diese berufspolitische Arbeit gelingen kann; die Erkenntnisse aus Niedersachsen sind sehr gut dokumentiert, und die Akteure vor Ort in den Bundesländern können sich schnell und gezielt austauschen. Die konventionelle Medizin bleibt dabei unsere gemeinsame Basis, und wir sind froh, dass wir sie haben. Vielleicht erreichen wir eines Tages ein Miteinander, in dem auch unsere Kollegen der konventionellen Medizin froh sind, dass sie uns haben?
Die Bildung solcher Listen auf Länderebene vollzieht sich in einem Umfeld, das sich unter dem Dach einer Integrativen Medizin derzeit dynamisch entwickelt: Patientenverbände wie „weil‘s hilft“ nutzen brachliegende Ressourcen und vertreten die selbstverständlichen Interessen von Menschen, die genau wissen, was sie wollen. Kooperationen wie das „Aktionsbündnis Integrative Medizin“ bringen hochkarätige Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen komplementärmedizinischen Bereichen in engen politischen und fachlichen Austausch. Dabei verliert keiner an inhaltlicher Substanz, aber alle gewinnen an Stärke und Durchsetzungskraft für diese eine Medizin. Wir haben die Chancen, diese zu gestalten, wir müssen es nur tun. Miteinander!
Dr. med. Ulf Riker, 2. Vorsitzender des DZVhÄ
Bundesverband Patienten für Homöopathie
Publication History
Article published online:
17 September 2021
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