Arthritis und Rheuma 2021; 41(06): 381-382
DOI: 10.1055/a-1549-3410
Editorial

arthritis + rheuma

Zeitschrift für Orthopädie und Rheumatologie
Prasad Oommen
,
Almut Meyer-Bahlburg
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Frank Weller-Heinemann
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Toni Hospach
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Prasad Oommen
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Almut Meyer-Bahlburg
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Frank Weller-Heinemann
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Toni Hospach

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir freuen uns, Ihnen als letzte Ausgabe der arthritis + rheuma in diesem Jahr ein Schwerpunktheft zum Thema „Kinderrheumatologie“ zu bieten. Die Rheumatologie ist ja – sowohl im internistischen als auch im pädiatrischen Kontext – ein Fachgebiet mit vielfältigen differenzialdiagnostischen Implikationen. Das ist die Herausforderung, der sich alle in der Rheumatologie Tätigen tagtäglich stellen.

Im vorliegenden Heft haben wir Autor*innen gewinnen können, die uns von instruktiven Fällen berichten und zeigen, wie vielfältig das Spektrum der Differenzialdiagnosen selbst bei der juvenilen idiopathischen Arthritis, der häufigsten rheumatischen Erkrankung im Kindesalter, sein kann.

Dr. Anja Fröhlich aus dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf stellt den Fall einer isolierten Gonarthritis bei einem 2-jährigen Mädchen vor, die sich als therapierefraktär erwies. Selbst dieses in der Kinderrheumatologie gängige Krankheitsbild kann Fallstricke, wie zugrundeliegende Erkrankungen oder ungewöhnliche oder schwer zu detektierende Erreger, aufweisen.

Dr. Tobias Schwarz aus dem St. Josef Stift Sendenhorst verdeutlicht mit seiner Übersicht, dass selbst bei vermeintlich entzündlicher Genese und fehlenden deutlichen Dysmorphiezeichen und initial unauffälligem Wachstum das wichtige Spektrum der Skelettdysplasien, hier die multiple epiphysäre Dysplasie, als Erklärung für Gelenkerkrankungen bedacht werden muss.

Dr. Mareike Lieber aus der Kinderrheumatologie der Charité zeigt mit ihrem Fallbericht zu einer Patientin mit Madelung-Deformität der Hand, dass auch nach bereits etablierter JIA-Diagnose und -Therapie bei ungewöhnlichen Verläufen ein interdisziplinärer „frischer Blick“ auf das betroffene Kind und hier im Speziellen auch unter Miteinbeziehung der Humangenetik das Puzzleteil zum vollständigen Gesamtbild sein kann und so potenziell betroffenen weiteren Familienmitgliedern helfen kann.

Das Kampodaktylie-Arthropathie-Coxa-vara-Perikarditis (CACP)-Syndrom stellt Dr. Anthony Sprengel aus dem Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie Garmisch-Partenkirchen mithilfe zweier Fälle in den Mittelpunkt der differenzialdiagnostischen Überlegungen bei Patienten mit symmetrischen Gelenkeinschränkungen und -schwellungen ohne Gelenkschmerzen, die trotz intensiver antirheumatischer Therapie keine Besserung erfahren. Wenngleich die therapeutischen Optionen beim CACP-Syndrom limitiert sind, so kann die frühe Diagnose selbst dieser seltenen Erkrankung unnötige, immunologisch invasive Therapien mit Steroiden oder Biologika verhindern.

Dass eine Polyarthritis nicht immer idiopathisch sein muss, sondern auch im Zusammenhang mit Kollagenosen auftreten kann, zeigt Dr. Frank Dressler aus der Medizinischen Hochschule Hannover. Die Abklärung und Behandlung einer Juvenilen Dermatomyositis muss neben den namensgebenden Manifestationsorganen auch andere wichtige Organbeteiligungen wie die Gelenkbeteiligung, aber wie im vorliegenden Fall zu sehen, auch die pulmonale Beteiligung beinhalten, um frühzeitig die richtigen Therapiewege zu beschreiten.

Abschließend berichtet Dr. Christoph Rietschel aus dem Clementine Kinderhospital Frankfurt a. M. von einer seltenen Differenzialdiagnose ektoper Kalzifikationen, die nicht selten in der Kinderrheumatologie vorgestellt werden, da mit der juvenilen Dermatomyositis oder systemischen Sklerose hier Krankheitsbilder bekannt sind, die sich mit diesem Befund präsentieren können.

Das Ziel dieses Schwerpunkthefts soll sein, vermeintlich klare Diagnosen und das diagnostisch und therapeutische Handeln immer dann zu hinterfragen, wenn Verläufe ungewöhnlich erscheinen, etablierte Therapien nicht zur Remission führen oder Hinweise für genetische Erkrankungen vorliegen wie Konsanguinität oder besonders früher Beginn einer Symptomatik.

Das Schriftleiterteam Kinderrheumatologie möchte an dieser Stelle allen engagierten Autor*innen des vergangenen Jahres herzlich danken und wünscht allen Leser*innen Gesundheit und alles Gute für das Jahr 2022.

Dr. Prasad T. Oommen, Düsseldorf

Prof. Dr. Almut Meyer-Bahlburg, Greifswald

Frank Weller-Heinemann, Bremen

Dr. Toni Hospach, Stuttgart



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. Dezember 2021

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