Notfallmedizin up2date 2022; 17(02): 209-231
DOI: 10.1055/a-1576-4272
Pädiatrische Notfälle

Kinderkardiologische Notfälle

Stephanie Ströbele
1   Sektion Pädiatrische Kardiologie, Universitätsklinik für Kinder-​ und Jugendmedizin, Ulm, Deutschland
,
Michael Kaestner
1   Sektion Pädiatrische Kardiologie, Universitätsklinik für Kinder-​ und Jugendmedizin, Ulm, Deutschland
,
Christian Apitz
1   Sektion Pädiatrische Kardiologie, Universitätsklinik für Kinder-​ und Jugendmedizin, Ulm, Deutschland
› Institutsangaben

Kinderkardiologische Notfälle können in jedem Alter auftreten, vom Neugeborenen bis zum Jugendlichen. Es liegt in der Natur der Notfälle, dass die zugrunde liegende Pathologie möglichst schnell erkannt werden sollte, um eine angemessene Notfallversorgung zu gewährleisten. Illustriert mit entsprechenden Fallvignetten fasst dieser Artikel das Management häufiger Krankheitsentitäten zusammen, die zu einem kinderkardiologischen Notfall führen können.

Kernaussagen
  • Kenntnisse der Physiologie und Pathophysiologie des Herz-Kreislauf-Systems und der Hämodynamik angeborener Herzfehler sind die Voraussetzung, um eine angemessene Notfallversorgung von kinderkardiologischen Notfällen zu gewährleisten.

  • Kritische angeborene Herzfehler können trotz entsprechender neonataler Screening-Verfahren zunächst unentdeckt bleiben und sich dann als Notfall mit Symptomen eines Kreislaufschocks präsentieren.

  • Kritische angeborene Herzfehler sind in der Regel ductusabhängig. Eine wichtige therapeutische Maßnahme besteht daher in der Wiedereröffnung des Ductus arteriosus mithilfe von Prostaglandinen.

  • Neben angeborenen Herzfehlern können auch tachykarde und bradykarde Rhythmusstörungen sowie erworbene Herzerkrankungen zur kardialen Dekompensation im Kindesalter führen.

  • Wichtig bei der Beurteilung und für die Therapieentscheidung bei tachykarden Herzrhythmusstörungen ist die Einteilung in Tachykardien mit schmalem oder breitem Kammerkomplex sowie in hämodynamisch stabile und instabile Rhythmusstörungen.

  • Die akute symptomatische Bradykardie sollte gemäß der ABC-Regeln versorgt und primär mit Adrenalin therapiert werden. Bei anhaltender Bradykardie besteht die Indikation zur Schrittmacherimplantation.

  • Plötzlich auftretende Episoden mit blass-gräulich-zyanotischem Hautkolorit im Zusammenhang mit Aufregung oder Schreien bei Patienten mit Fallot-Tetralogie, Pulmonal- oder Trikuspidalatresie sind verdächtig auf hypoxämische Anfälle.

  • Ein zirkulärer hämodynamisch relevanter Perikarderguss kann eine rasche Drainage mittels Perikardpunktion erforderlich machen.

  • Bei Kindern mit akuter dekompensierter Herzinsuffizienz ist die Beurteilung der vorherrschenden Symptomatik (Stauung versus Minderdurchblutung) für die Behandlung wichtig. Die Therapie besteht je nach vorherrschender Symptomatik primär in einer diuretischen Therapie oder einer Therapie mit Inotropika, ggf. auch als Kombination aus beidem.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
03. Juni 2022

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Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
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