Zusammenfassung
Einleitung Die Möglichkeit, mittels Patientenverfügung Einfluss auf die spätere Behandlung im Falle der Einwilligungsunfähigkeit zu nehmen, gilt heutzutage als wichtiges Element zur Wahrung der Patientenautonomie am Lebensende. Behandlungsmaßnahmen bereits im Vorfeld einer Behandlung abzulehnen oder in diese einzuwilligen, ist für Bewohnende stationärer Pflegeeinrichtungen nicht nur vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie von besonderer Bedeutung.
Methoden Es wurde eine Vollerhebung aller Vorsorgedokumente von Bewohnenden in 13 stationären Pflegeeinrichtungen unterschiedlicher Größe und Trägerschaft in der Stadt und dem Landkreis Würzburg durchgeführt. Die Analyse der Dokumente erfolgte nach deduktiv-induktivem Vorgehen mittels kategorialer Zusammenfassungen und deskriptiver Häufigkeitsauszählungen.
Ergebnisse In 265 erfassten Patientenverfügungen konnten 2072 Behandlungssituationen und 1673 medizinische Behandlungsmaßnahmen identifiziert werden. Bewohnende stimmen symptomlindernden und pflegerischen Maßnahmen größtenteils zu und lehnen lebensverlängernde bzw. -erhaltende Behandlungsmaßnahmen häufig ab, wobei letztgenannte zumeist auf bestimmte, festgelegte Behandlungssituationen beschränkt werden. Die Bezugnahme auf bestimmte Behandlungssituationen konnte beim Reanimationsversuch, sowohl in Form der Ablehnung wie der Einwilligung, in 88,6 % der Patientenverfügungen festgestellt werden. 62 % der Patientenverfügungen konnten einer Formularvorlage zugeordnet werden.
Diskussion Die Untersuchung liefert Erkenntnisse über den Inhalt von Patientenverfügungen bei Bewohnenden stationärer Pflegeeinrichtungen. Sie gibt damit Hinweise auf medizinische Behandlungswünsche dieser Personengruppe im Falle der Einwilligungsunfähigkeit und zeigt auf, dass Behandlungsmaßnahmen (auch Reanimation) häufig in Bezug zu spezifischen Behandlungssituationen gesetzt werden.
Abstract
Background The possibility of using a living will to influence later treatment in the event of incapacity to consent is nowadays an important element in safeguarding patients’ autonomy at the end of life. Refusing or consenting treatment measures in advance of treatment is of particular importance for nursing home residents, not only against the background of the COVID-19 pandemic.
Methods We conducted a survey of all resident-documents in 13 nursing homes of different sizes and service providers in the city and district of Wuerzburg. The documents were analysed according to a deductive-inductive procedure using categorical summaries and descriptive frequency counts.
Results In 265 recorded living wills, 2072 treatment situations and 1673 treatment measures could be identified. Residents largely agree to symptom-relieving and nursing measures and often reject life-prolonging or life-substaining treatment measures, the latter mostly being limited to specific, defined situations. The reference to certain treatment situations regarding resuscitation attempts, both in the form of refusal and consent, was identified in 88.6 % of the living wills. 62 % of the living wills could be assigned to a template.
Discussion The study provides information about the content of living wills of nursing home residents. It thus provides information on medical treatment preferences in the case of incapacity to consent and shows that treatment measures (including resuscitation) are mostly related to specific treatment situations.
Schlüsselwörter
Patientenverfügung - stationäre Pflegeeinrichtungen - Patientenautonomie - Reanimation - Dokumentenanalyse
Key words
living will - nursing homes - patients’ autonomy - resuscitation - document analysis