Zusammenfassung
Ziele der Studie In dieser Studie wurde ein Vergleich von
Herzinfarktprävalenzen zwischen Krankenkassen- und
Gesundheitsbefragungsdaten vorgenommen. Bisherige Vergleichsstudien haben die
jeweilige Population verwendet, ohne mögliche Unterschiede in der
soziodemografischen Struktur zu berücksichtigen. Der hier verfolgte
Ansatz hatte zum Ziel, die soziodemografische Struktur über
verfügbare Informationen in beiden Datensätzen anzugleichen und
den Vergleich der Prävalenzen bei parallelisierten Stichproben
vorzunehmen.
Methodik Für die Analyse wurden die Daten der Studie zur
Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) und Abrechnungsdaten der AOK
Niedersachsen (AOKN) verwendet. Um die soziodemografische Struktur der beiden
Datensätze anzugleichen wurde eine nach Geschlecht, Alter und
Berufsbildungsabschluss parallelisierte Stichprobe aus den AOKN-Daten gezogen.
Im Rahmen einer Sensitivitätsanalyse wurden weitere Stichproben gezogen
und eine Gesamtprävalenz daraus gebildet.
Ergebnisse Es wurden Daten von 5779 DEGS1-Befragten und 22 534
AOKN-Versicherten für die Analyse verwendet. Nach der Parallelisierung
der Versichertenstichprobe nach Geschlecht, Alter und Berufsbildungsabschluss
ließen sich keine signifikanten Unterschiede in der
Herzinfarktprävalenz zwischen Krankenkassendaten der AOKN und Daten aus
dem Gesundheitssurvey DEGS1 feststellen. Bei Männern bestehen Tendenzen
zu niedrigeren Herzinfarktprävalenzen in den AOKN-Daten.
Mögliche Erklärung dafür ist entweder die vermutete
Selektion von weniger morbiden Versicherten durch die Verwendung des
Berufsbildungsabschlusses in den Daten der AOKN zur Parallelisierung oder aber
mögliche Erinnerungsfehler der Befragten in DEGS1.
Schlussfolgerung Für die Interpretation von
Erkrankungsprävalenzen aus unterschiedlichen Datenquellen können
Unterschiede in der soziodemografischen Struktur eine Rolle spielen. Dies kann
mittels Parallelisierung der Stichproben ausgeglichen werden. Künftige
vergleichende Analysen mit Routinedaten sollten verfügbare
soziodemografische Informationen berücksichtigen. Eine Ausweitung des
Ansatzes auf Krankheiten wie Diabetes und Stoffwechselstörungen ist in
Planung.
Abstract
Aims of the study This study compared prevalences of myocardial infarction
between data drawn from health interviews and claims data from statutory health
insurance. Previous comparative studies have drawn comparisons without having
considered possible differences in the sociodemographic structure of the
underlying study populations. The approach applied here aimed to match the
sociodemographic structure via available information in both datasets and to
compare prevalences in parallelized samples.
Methodology Data from the German Health Interview and Examination Study
for Adults (DEGS1) and claims data from the AOK Lower Saxony (AOKN) were used.
To match the sociodemographic structure of the two data sets, a parallelized
sample was drawn from the AOKN data according to sex, age, and vocational
training qualification. As part of a sensitivity analysis, additional samples
were drawn and a mean overall prevalence was calculated from them.
Results Data from 5779 DEGS1 respondents and 22 534 AOKN insured persons
were used for the analysis. After parallelization of the AOKN-sample by sex,
age, and vocational training qualification, no significant differences in
prevalence of myocardial infarction could be found between claims data from the
AOKN and data from the DEGS1 Health Survey. In men, there were tendencies toward
lower prevalence of myocardial infarction in the AOKN data. Possible
explanations include the selection of less morbid insured persons by using the
vocational education degree for parallelization or memory discrepancies in
survey data.
Conclusion Differences in sociodemographic structure may play a role the
interpretation of disease prevalence from difference data sources. This can be
compensated for by parallelizing the samples. Future comparative analyses should
take into account characteristics of the socioeconomic status. Similar analyses
of other diseases such as stroke, diabetes, and metabolic disorders would be
desirable.
Schlüsselwörter Herzinfarkt - Krankenkassendaten - Surveydaten - DEGS1 - Prävalenz - Vergleichsstudie
Key words myocardial infarction - health insurance claims data - survey data - GHIES - prevalence - comparative study