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DOI: 10.1055/a-1652-4731
Aktuelle evidenzbasierte Therapie der Leistenhernie


Die Leistenhernienoperation ist weltweit einer der häufigsten chirurgischen Eingriffe. Die internationalen Fachgesellschaften haben in den letzten Jahren evidenzbasierte Leitlinien zur Versorgung von Leistenhernien erarbeitet, um die chirurgische Versorgung durch Standardisierung zu verbessern. Der Beitrag stellt die empfohlenen und evidenzbasierten Maßnahmen und Techniken vor.
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Aktuell sind 11% aller Leistenbruchoperationen Rezidiveingriffe. Im 1-Jahres-Follow-up des Herniamed-Registers beträgt die Rezidivrate 1,1%.
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10 – 12% der Patient*innen klagen nach Leistenbruchoperationen über chronische Schmerzen. In 1 – 3% der Fälle finden sich ausgeprägte, therapiebedürftige chronische Schmerzen mit Beeinträchtigungen des täglichen Lebens.
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Internationale Leitlinien sollen die Qualität der Leistenhernienchirurgie weltweit verbessern.
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Die HerniaSurge-Leitlinie empfiehlt bei Leistenbrüchen in erster Linie die laparoendoskopischen Techniken TAPP und TEP. Die Lichtenstein-Operation ist die beste offene Technik, die Shouldice-Operation das beste Nahtverfahren.
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Da es kein Operationsverfahren gibt, welches für alle Leistenhernienoperationen geeignet ist, wird ein tailored Approach empfohlen.
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Spezialisierte Hernienchirurg*innen sollten ein laparoendoskopisches Verfahren (TAPP oder TEP), die Lichtenstein-Technik und ein Nahtverfahren (Shouldice) sicher beherrschen.
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Bei primären einseitigen Leistenbrüchen von Männern und Frauen sowie bei beidseitigen Hernien ist ein laparoendoskopisches Verfahren (TEP, TAPP) erste Wahl.
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Ein Leistenbruchrezidiv nach vorheriger offener Operation sollte mit einem laparoendoskopischen Verfahren versorgt werden.
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Umgekehrt sollten Rezidive nach TAPP und TEP in Lichtenstein-Technik versorgt werden.
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Bei großen Skrotalhernien wird die Lichtenstein-Technik empfohlen.
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Nach vorangegangener Becken- oder Unterbauchoperation ist die Lichtenstein-Technik das Verfahren der Wahl.
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Bei Patienten mit schweren kardiopulmonalen Komorbiditäten und hohem Narkoserisiko besteht die Indikation zur Lichtenstein-Operation in örtlicher Betäubung.
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Bei Notfallversorgung einer inkarzerierten Leistenhernie ohne Kontamination des Operationsfeldes ist eine laparoendoskopische Versorgung oder eine Lichtenstein-Operation indiziert.
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Kommt es beim Notfalleingriff zur Kontamination des Situs bzw. ist eine Darmresektion erforderlich, sollte auf ein Kunststoffnetz verzichtet werden. In Betracht kommen ein Bruchsackverschluss mit zweizeitiger Hernienversorgung und ein Nahtverschluss nach Shouldice.
Schlüsselwörter
Hernienchirurgie - Leistenbruchoperation - Lichtenstein-Operation - endoskopisch total extraperitoneale Patch-Plastik - TEP-Operation - laparoskopisch transperitoneale Patch-Plastik - TAPP-Operation - Shouldice OperationPublication History
Article published online:
02 December 2022
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