Zahnmedizin up2date 2021; 15(05): 353-364
DOI: 10.1055/a-1652-9643
Kinder- und Jugendzahnheilkunde

Aktuelle Präventionsansätze bei Kleinkindern

Ulrich Schiffner

Der Kariesrückgang im Milchgebiss vollzieht sich nur langsam – teilweise scheint er zu stagnieren. Daher wurden verschiedene kariespräventive Maßnahmen beschlossen, die sich auf alle Kleinkinder auswirken werden, vor allem aber auch spezielle Chancen für Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko eröffnen. Dieser Beitrag stellt die neuen Möglichkeiten dar, insbesondere zahnärztliche Untersuchungen für Kleinkinder, aktuelle Fluoridierungsempfehlungen und intensivierte Fluoridierungsmaßnahmen.

Kernaussagen
  • Im Gegensatz zur äußerst erfolgreichen Umsetzung kariespräventiver Maßnahmen im bleibenden Gebiss zeigen die bislang im Milchgebiss angewendeten Maßnahmen und Strategien nur vergleichsweise verhaltene Erfolge der Kariesreduktion.

  • Von frühzeitig einsetzenden Präventionsmaßnahmen im Milchgebiss sind deutliche Fortschritte bei der Kariesprävention zu erwarten.

  • Zunehmend kommen vermehrt Eltern mit sehr jungen Kleinkindern in die zahnärztlichen Praxen. Die Kleinkinder sollen ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns bis zum vollendeten 9. Lebensmonat erstmalig zahnärztlich untersucht worden sein.

  • Über die Fluoridanwendung beim Kleinkind besteht ein Konsens zwischen Zahnmedizin und Pädiatrie. In der Phase zwischen Zahndurchbruch und der Vollendung des ersten Lebensjahres können dabei alternativ fluoridhaltige Zahnpasta oder Fluoridtabletten eingesetzt werden.

  • Ab dem Alter von einem Jahr erfolgt die Fluoridierung ohne Alternative mittels fluoridhaltiger Kinderzahnpasta.

  • Zum Zähneputzen soll bei Kleinkindern aller Altersgruppen eine Zahnpasta mit 1000 ppm Fluorid angewendet werden.

  • Das Volumen der verwendeten Zahnpasta soll altersabhängig der Größe eines Reiskorns (bis 2 Jahre) oder einer Erbse (2 bis unter 6 Jahren) entsprechen.

  • Neben der regelmäßig suffizient durchgeführten Mundhygiene kommt einer zuckerreduzierten Ernährung der Kinder hohe gesundheitsfördernde Bedeutung zu.

  • Größere Plaqueauflagerungen auf den Zähnen, Initial- oder kavitierende Karies sind deutliche Indikatoren für ein erhöhtes Kariesrisiko.

  • Fluoridlackapplikationen haben hohes karieshemmendes Potenzial auch im frühen Milchgebiss.

  • Der Fluoridlack soll nach entsprechender Indikationsstellung in geringer Menge therapeutisch oder präventiv auf Zahnflächen mit erhöhter Kariesgefährdung aufgetragen werden.



Publication History

Article published online:
05 November 2021

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