Zusammenfassung
Einleitung
Bei konstant hohen Überlebensraten in der multimodalen Therapie von Knochensarkomen (Osteo- und Ewing-Sarkom) rücken in den letzten Jahren zunehmend die Lebensqualität sowie die
Wiederaufnahme von körperlicher Aktivität und Sport in den Fokus. Heutzutage kann ein Großteil der Patienten extremitätenerhaltend mittels modularer Tumorendoprothetik behandelt werden. Es
handelt sich vorwiegend um Jugendliche und junge Erwachsene mit präoperativ hohem sportlichen Aktivitätsniveau und entsprechendem Anspruch an die Tumorbehandlung. Ziel dieser
Übersichtsarbeit ist die Beantwortung der Frage, welches körperliche Aktivitätsniveau und welche Sportarten Patienten nach Tumorendoprothetik aufgrund von Knochensarkomen realistisch
erreichbar sind, des Weiteren der Einfluss von Interventionen auf das funktionelle Ergebnis und den Aktivitätsgrad.
Methoden
Es handelt sich um ein nicht systematisches Review mit Fokus auf Wiederkehr zu körperlicher Aktivität und Sport nach tumorendoprothetischem Gelenkersatz zur Behandlung von Knochensarkomen
der unteren Extremitäten im Jugend- und jungen Erwachsenenalter. Es wurde die elektronische Datenbank PubMed hinsichtlich thematisch relevanter Artikel gescreent.
Ergebnisse und Diskussion
Das objektive körperliche Aktivitätsniveau (Gangzyklen/Tag, Gangintensitäten) ist nach Tumorendoprothetik der unteren Extremitäten kurzfristig und dauerhaft sowohl im Vergleich zum
Gesunden als auch im Vergleich zu anderen Tumorentitäten (Leukämien) reduziert. Auch die sportmotorische Leistungsfähigkeit ist negativ beeinflusst. Generell zeigt sich eine Verbesserung
der Ergebnisse mit zunehmender Follow-up-Dauer. Ein funktionelles Assessment ist erst sinnvoll zu erheben nach Beendigung der neoadjuvanten Behandlung, frühestens 12 Monate postoperativ.
Im Langzeit-Follow-up erreichen Patienten mit Knochensarkomen nach Tumorendoprothetik der unteren Extremitäten hohe sportliche Aktivitätslevels (Sportart, Frequenz/Woche, UCLA-Score) mit
einem Maximum nach 5 Jahren postoperativ, jedoch mit Verschiebung zu Low-Impact-Sportarten. Nur 20% der Patienten nehmen mittelfristig uneingeschränkt am Schulsport teil. Die
Tumorlokalisation kann die sportliche Aktivität beeinflussen, nicht so das Auftreten von postoperativen Komplikationen. Individualisierte sporttherapeutische Interventionen während und
nach multimodaler Therapie können kurzfristig den körperlichen Aktivitätsgrad (Gangzyklen/Tag, Gangintensitäten) verbessern, „Serious Games“ verbessern motorische Performance und posturale
Kontrolle. Langfristig sind hierzu keine Daten vorliegend. Auch High-Impact-Sportarten wie Skifahren können mittels individueller Intervention erlernt und ausgeübt werden. Ein Zusammenhang
zwischen hohem Aktivitätsgrad und früher Prothesenlockerung oder Frakturen konnte bislang nicht nachgewiesen werden. Valide Daten zu körperlicher Aktivität und Sport nach
Tumorendoprothetik der oberen Extremitäten sind nicht existent.
Schlussfolgerung
In der tumororthopädischen Behandlung von jungen Patienten mit Knochensarkomen muss dem präoperativ hohen sportlichen Aktivitätsniveau Rechnung getragen werden. Einschränkungen der
körperlichen Aktivität beeinflussen die Lebensqualität und Psyche, dementsprechend muss ein Fokus in der Tumororthopädie auf Erhalt und Verbesserung dieser Faktoren liegen. Die Datenlage
ist insgesamt schwach, weitere Studien mit Analyse der Sportfähigkeit im Speziellen sowie prospektive Interventionsstudien sind wünschenswert.
Schlüsselwörter
Knochentumor - Tumororthopädie - Wiederkehr zu Aktivität - Sport - Intervention