Mehr Gleichheit

Es ist der Monat des Faschings, der Monat der Masken und Kostüme. Eine Zeit, in der man alles sein kann und das Gleichheitsprinzip des Grundgesetzes eine besondere Bedeutung bekommt.

Davon inspiriert ist die Frage durchaus berechtigt: Könnten in der Welt der Gesundheitsberufe alle einfach die Kostüme tauschen und fänden die gleichen Chancen und Rahmenbedingungen vor? Oder sind doch einige privilegiert?

Die Analyse ist in der deutschen Heilmittelbranche ernüchternd. Ein paar Beispiele: Einige bekommen eine Ausbildungsvergütung, andere nicht; einige brauchen teure Zertifikatspositionen, andere nicht. Und auch zwischen den Gesundheitsberufen ist man bei finanziellen Rahmenbedingungen bezüglich Ausbildung, Forschung und bei Akademisierung weit vom Prinzip der Gleichheit entfernt. Gleiches gilt auch für die wichtigen Entscheidungsgremien in Berlin: So werden Pflege und Therapie zwar mehr Verantwortung und Kompetenzen zugetraut, die Entscheidungshoheit im Gemeinsamen Bundesausschuss haben aber weiterhin allein Ärzt*innen und Krankenkassen. Das Expertengremium zur wissenschaftlichen Begleitung der Covid-19-Pandemie spricht zwar über die Sicherstellung der Pflege, doch unter epidemiologischer, virologischer, medizinischer, statistischer und ethischer Expertise sucht man vergebens nach jener Expertise aus der Pflege.

„In der Welt der Gesundheitsberufe sind nicht alle gleich.“

Nein, von Gleichheit unter Akteur*innen im Gesundheitssystem kann nicht die Rede sein. Doch wird hier eine wichtige Aufgabe der neuen Regierung liegen, denn von Gleichheit und Gerechtigkeit hängt viel Berufszufriedenheit ab. Und diese wiederum muss gefördert werden, um den Berufsverbleib aller in der Patientenversorgung Tätigen zu sichern und eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung sicherzustellen.

Herzlichst Ihre

Claudia Kemper

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
18. Februar 2022