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DOI: 10.1055/a-1696-2056
Light and Shadow of Arbor vitae
Licht und Schatten des „Lebensbaumes“Auch in der Pädiatrie gibt es große Nachfrage nach „natürlicher“ resp. „alternativer“ Medizin. So sind in Selbstmedikationspräparaten häufig pflanzliche Wirkstoffe von sehr variierender Konzentration enthalten. Gerade die zunehmend beliebten Präparate aus Bestandteilen des „Lebensbaumes“ wie auch Teile der ganzen Pflanze können topische und systemische Schäden hervorrufen. Auch bei der Abklärung akuter Atemnot und Dsyphagie sind v. a. bei Kleinkindern botanische Kenntnisse hilfreich.
Fall 1
Ein 10-Monate altes Mädchen ukrainischer Abstammung mit seit fünf Tagen bestehender „Erkältung“ wird wegen akuter zerebraler Krampfanfälle vorgestellt. Die Großmutter berichtet, sie verabreiche ihren Kindern und Enkeln mit Olivenöl vermischte Thuja-Extrakte sublingual und intranasal; dies sei in ihrem Herkunftsland ein Hausmittel gegen adenoide Vegetationen. Das kleine Mädchen habe daraufhin zu Atmen aufgehört und „gezuckt“, woraufhin sie beim Kind Erbrechen provoziert habe. Die intubierte und beatmete Patientin wurde unter Midazolam, Propofol und Fentanyl ins Kinderkrankenhaus transferiert, der Röntgen-Thorax zeigte eine Sekretaspiration im rechten Oberlappen und am nächsten Tag konnte das Kind erfolgreich extubiert werden und war im Verlauf beschwerdefrei.
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Fall 2
Vorstellung eines 11 Mo. alten Jungen mit blutig-schleimigem Husten, Anamnese sonst unauffällig. Klinisch imponierte ein altersentsprechend entwickeltes Kleinkind in stabilem AEZ, SaO2 95%, leichte Tachydyspnoe, in der Mundhöhle blutig-tingierter Schleim, rechts ein abgeschwächtes Atemgeräusch. Die bronchoskopische Exploration ergab im rechten Hauptbronchus ein bräunliches Pflanzenteil mit ausgeprägter Umgebungsreaktion, das komplikationslos geborgen werden konnte ([Abb. 1]). Nach Prednisolon 2 mg/kgKG in 2 Einzeldosen erfolgte eine beschwerdefreie Entlassung am nächsten Tag. Auf gezielte Nachfrage berichten die Eltern, „er sei auf dem Spielplatz gekrabbelt und habe wohl etwas in den Mund gesteckt“.
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
03. Januar 2022
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