Zusammenfassung
Hintergrund
Die proximale Humerusfraktur ist eine der häufigsten Frakturen des älteren Menschen.
Während epidemiologische Faktoren gut untersucht wurden, ist der Einfluss einer proximalen
Humerusfraktur auf die Morbidität, Mortalität und assoziierten Kosten unzureichend
analysiert.
Methode
Auf der Basis von 4,1 Mio. GKV-Versicherten wurden für den Zeitraum 2012–2016 Patienten
mit (Studienpopulation, SP) und ohne (Vergleichsgruppe, VG) proximale Humerusfraktur
(pHF) in
Hinblick auf Komorbidität, Rehospitalisierung, Mortalität, Medikamenten- und Heilmittelbedarf
sowie Anzahl und Facharztkontakten verglichen.
Ergebnis
6068 Patienten der SP erfüllten die Ein- und Ausschlusskriterien (Alter 69,4 ± 14,3
Jahre; m : w = 28,2% : 71,8%). 4781 Patienten (78,8%) erhielten eine operative, 1287
Patienten (21,2%)
eine konservative Versorgung der pHF. Folgehospitalisierungen und Hausarztbesuche
traten bei der SP vs. VG häufiger auf (p < 0,01). Facharztkontakte nach pHF variierten
nach Fachgebiet
ebenso wie behandelte Neuerkrankungen. Typische Fachrichtungen für Vorsorgeuntersuchungen
waren signifikant seltener (Gynäkologie p < 0,01, Pathologie p < 0,01, Dermatologie
p < 0,01). Nach pHF lagen die Kosten der SP für Arzneimittel (2490,76 ± 1395,51 €
vs. 2167,86 ± 1314,43 €; p = 0,04), Heil- (867,01 ± 238,67 € vs. 393,26 ± 217,55 €;
p < 0,01) und
Hilfsmittel (821,02 ± 415,73 € vs. 513,52 ± 368,76 €; p < 0,01) signifikant über der
VG. Die 2-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit nach pHF ist bei der SP geringer als
in der VG
(p < 0,01).
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen, dass nach proximaler Humerusfraktur die Morbidität und Mortalität
sowie die Kosten der mit der Verletzung assoziierten Versorgung steigen. Vorsorgerelevante
Untersuchungen und Behandlungen werden reduziert in Anspruch genommen. Versorgungskonzepte
von Patienten mit proximalen Humerusfrakturen sollten in Zukunft nicht nur in Hinblick
auf
funktionelle Scores und Komplikationsraten, sondern auch bez. Lebensqualität und Erhalt
der allgemeinen Gesundheit optimiert werden.
Schlüsselwörter
proximale Humerusfraktur - Komorbidität - Überlebenswahrscheinlichkeit - Kosten -
Routinedaten