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DOI: 10.1055/a-1721-7053
Perioperatives Management: vom OP in den Aufwachraum/auf die Station

Die postoperative Phase hat in der modernen operativen Medizin bei zunehmendem operativem Spektrum an komplex vorerkrankten Patienten eine wachsende Bedeutung. Das räumliche Korrelat ist der Aufwachraum – seine personelle und räumliche Struktur muss ein Mindestmaß erfüllen und den vorliegenden operativen Strukturen gerecht werden. Gute interdisziplinäre und interprofessionelle Kommunikation sowie eine gesunde Fehlermeldekultur sind essenziell.
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Die postoperative Überwachungsphase ist ein unverzichtbares Bindeglied zwischen intraoperativer Versorgung und postoperativer Therapie auf Normalstation.
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Die Überwachung und Therapie von Vitalfunktionen und Komfortstörungen sowie die frühestmögliche Antizipation von auftretenden Problemen sind zentrale Aufgaben im Aufwachraum.
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Die räumlichen und personellen Voraussetzungen müssen dem allgemeinen Mindeststandard und den lokalen Gegebenheiten gerecht werden.
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Übelkeit und Erbrechen sowie respiratorische Störungen repräsentieren mehr als die Hälfte der therapiebedürftigen postoperativen Ereignisse.
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Die neuromuskuläre Restblockade ist weiterhin ein häufiges, jedoch vermeidbares Ereignis in der postoperativen Phase, dem bei gravierenden Komplikationen exzellente Präventions- und Therapiestrategien gegenüberstehen.
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Postoperative Störungen des Herz-Kreislauf-Systems sind vielschichtig (u. a. Blutdruckentgleisungen, Herzrhythmusstörungen, myokardiale Ischämie) und erfordern nach einer Ersttherapie häufig eine interdisziplinäre Mitbeurteilung.
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Zerebrale Funktionsstörungen treten postoperativ in Form von sehr unterschiedlichen Erkrankungen mit oftmals identischer klinischer Symptomatik auf. Zeitnahe (bildgebende) Diagnostik und Therapie sind angezeigt, um z. B. im Falle einer zerebralen Ischämie den Schaden zu begrenzen.
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Auch nicht vital bedrohliche Zustände wie Harnverhalt, Schmerzen und Shivering bedürfen einer zeitnahen Versorgung, um Früh- und Spätfolgen verhindern bzw. reduzieren zu können.
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Eine moderne Fehlermeldekultur beinhaltet die kritische und konstruktive Aufarbeitung sämtlicher Zwischenfälle. Das CIRS bietet die Möglichkeit, anonym und niederschwellig Beinahezwischenfälle zu melden und durch deren Analyse die Patientensicherheit stetig zu verbessern.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
09. März 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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