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DOI: 10.1055/a-1736-5996
Eine Pandemie der Alten?
Wie sind ältere Menschen in Deutschland durch die Corona-Pandemie gekommen? Und hat sich der Blick auf Ältere in dieser Zeit geändert? Inzwischen haben wir schon mehr als 2 Jahre Erfahrung mit dieser Situation, und es ist Zeit, um einen Rückblick und eine Einschätzung hierzu vorzunehmen. Genau dies hat das „Deutsche Zentrum für Altersfragen“ (DZA) gemacht.
Interessant ist hierbei, dass das Bild des einsamen alten Menschen eher ein Klischee ist – vor allem dann, wenn man annimmt, dass fast nur ältere Menschen einsam seien: Es zeigte sich, dass es in jeder Altersstufe der untersuchten Teilnehmer ab einem Alter von Mitte 40 Jahren einsame Menschen gibt; zudem erhöht sich die Einsamkeitsrate im Alter nicht. Selbst Menschen im Alter von über 80 Jahren sind nur zu einem relativ kleinen Teil einsam.
Allerdings schlug sich die Corona-Pandemie laut Daten des DZA generell in einem verstärkten Einsamkeitsgefühl im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie nieder. Bei allen untersuchten Altersgruppen von Mitte 40 bis ca. 90 Jahren zeigte sich dieses Phänomen etwa gleichermaßen, eine altersspezifische Zunahme der Einsamkeit während der Pandemie konnte also nicht erkannt werden.
Eine Annahme, die oft gemacht wird, ist die mögliche und verbreitete Diskriminierung von Menschen während der Pandemie aufgrund ihres Alters. Dies gaben jedoch nur 5 % der Befragten an, was gegen ein grundsätzliches Problem in diesem Bereich spricht.
Somit muss man offensichtlich generelle Wahrnehmungen der Situation älterer Menschen in Deutschland während der Corona-Pandemie revidieren. Gleichwohl muss man natürlich die Vereinsamung von Menschen, die während der Corona-Pandemie über alle Altersgruppen zugenommen hat, ernst nehmen und dies bei eventuellen künftigen pandemiebedingten Maßnahmenpaketen mit in Betracht ziehen. Auch sollte die zwar kleine, aber eben existierende Gruppe der aufgrund ihres Alters diskriminierten Menschen nicht ignoriert und deren Probleme berücksichtigt werden.
Als eine „Pandemie der Alten“ kann man dies also nur bedingt beschreiben. Zumindest was die körperliche Gesundheit angeht, kann man die Aussage noch am ehesten unterschreiben: Denn was natürlich nach wie vor auch bei der schon seit Monaten dominanten Omikron-Variante von SARS-CoV-2 offenbar gilt, ist das erhöhte Risiko für einen schweren Verlauf und eine höhere Sterblichkeit bei alten Menschen bei einer Infektion mit dem Virus im Vergleich zu jungen Menschen. Die derzeit hauptsächlich grassierende Virusversion ruft glücklicherweise generell weniger schwere Fälle hervor, auch wenn sie ansteckender als die vorherigen, gefährlicheren Varianten ist. Von daher gehören alte Menschen weiterhin zu den Risikogruppen, wie z. B. auch Immunsupprimierte und Nierenkranke.
Um Ältere mit Nierenerkrankungen dreht sich auch das vorliegende Schwerpunktheft der „Dialyse aktuell“ mit dem Titel „Alte Dialysepatient*innen“, bei dem Prof. Dr. Ute Hoffmann, Regensburg, Gasteditorin ist. Lesen Sie die interessanten Beiträge zum Thema ab Seite 159. Zudem finden Sie weitere lesenswerte Artikel in den Rubriken „Gesellschaft“, „Magazin“, „Original & Übersicht“ und „Forum der Industrie“.
Sie können auf Seite 154 übrigens eine kurze Rückschau auf die Nephro Fachtagung Ulm 2022 inklusive der Preisverleihung des Förderpreis Nephrologische Pflege 2021 einsehen. Wenn Sie sich um den mit 1500 Euro dotierten diesjährigen Preis bewerben möchten, können Sie Ihren Beitrag bis zum 15.09.2022 direkt bei mir per E-Mail einreichen. Sie finden alle notwendigen Informationen hierzu auf Seite 152 in dieser Ausgabe und auf www.thieme.de/dialyseakt. Ich freue mich auf Ihre Beiträge und wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre des vorliegenden Hefts!
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
18. Mai 2022
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Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany