ergopraxis 2022; 15(04): 14-17
DOI: 10.1055/a-1746-6724
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Konsequent auf die Zielgruppe abstimmen – Gesundheitsförderprogramme für Senior*innen

Bei der Rekrutierung von älteren Menschen für betätigungsbasierte Programme zur Gesundheitsförderung gilt es die Werbung, die Programminhalte sowie das Gesundheitsbewusstsein der Zielgruppe zu beachten. Wird den potenziell Teilnehmenden etwa das Gefühl vermittelt, ihre Erfahrungen mit anderen teilen zu können, fördert das die Beteiligung. Zu diesen Ergebnissen kommt Selina M. Egger in ihrer Masterarbeit am Institut für Ergotherapie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Schweiz.

In ihrer qualitativen deskriptiven Studie befragte sie drei Männer und vier Frauen im Alter von 62 bis 70 Jahren. Diese schätzten sich als gesund ein, lebten im eigenen Wohnumfeld und hatten bereits vom Gesundheitsförderprogramm „Bliib gsund“ für Senior*innen gehört. In den halbstrukturierten Interviews ging es unter anderem darum, welche Faktoren die Befragten zur Teilnahme an dem Gruppenprogramm ermutigt oder abgehalten hatten.

Die Analyse der Interviews ergab folgende drei Förder- und Barrierefaktoren:

1. soziale Aspekte

2. Gesundheitsbewusstsein

3. Erwartungen an das Programm

Soziale Aspekte empfinden Senior*innen sowohl förderlich als auch hinderlich für die Programmteilnahme. Förderlich wirkt die Möglichkeit, andere Menschen kennenzulernen sowie Fachwissen und Erfahrungen auszutauschen. Als Barriere betrachten sie es, die Programmleitung nicht persönlich zu kennen und sich zu jung für die Teilnahme zu fühlen.

Auch das Gesundheitsbewusstsein der Zielgruppe kann nicht nur förderlich, sondern auch hinderlich für die Programmteilnahme sein. Dienlich ist es, wenn die Befragten aktiv sind und den Wunsch haben, gesund zu bleiben. Bereits über ausreichend Aktivitäten zu verfügen und die Annahme, dass das Programm gesundheitliche Probleme nicht lösen kann, verhindern die Teilnahme.

Eine weitere Barriere sind hohe inhaltliche Erwartungen an das Programm. Zudem brauchen potenziell Teilnehmende das Gefühl eines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses.

Selina M. Egger empfiehlt, bei der Rekrutierung von Senior*innen für betätigungsbasierte Gesundheitsförderprogramme die Inhalte, die Werbung und das Gesundheitsbewusstsein der Zielgruppe konsequent zu berücksichtigen. Beispielsweise durch die Zusammenarbeit mit bestehenden Gruppen in der Gemeinde, Einbeziehung der Senior*innen in die Programmgestaltung oder durch detaillierte Informationen zur Programmleitung.

ms

ergoscience 2021; 16: 116–121

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Wer seine Zielgruppe kennt, kann sowohl das Angebot selbst als auch die Werbung nach ihr ausrichten und dadurch die Teilnahmequote erhöhen.


Publication History

Article published online:
31 March 2022

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