Zusammenfassung
Hintergrund Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist das fünfthäufigste Tumorleiden weltweit. Da
viele HCCs bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose nicht resektabel sind, haben sich
in den letzten Jahrzenten perkutane Tumorablationen als kurativer Therapieansatz für
das sehr frühe (BCLC 0) und frühe (BCLC A) HCC etabliert. Ziel dieser Arbeit ist es,
einen kompakten Überblick über die aktuell zur Anwendung kommenden perkutanen lokalablativen
Verfahren zu geben, basierend auf den technischen Besonderheiten sowie der klinischen
Relevanz unter Berücksichtigung der aktuellen Studienlage.
Methode Die Literaturrecherche umfasste alle über MEDLINE und PubMed verfügbaren Originalarbeiten,
Reviews und Metaanalysen zu den jeweiligen perkutanen Ablationsverfahren, hierbei
wurde vor allem ein Fokus auf randomisiert kontrollierte Studien und Veröffentlichungen
aus den letzten 10 Jahren gelegt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Die Radiofrequenzablation (RFA) und Mikrowellenablation (MWA) sind etablierte Verfahren,
welche aufgrund ihrer starken Evidenz in internationalen und nationalen Leitlinien
bei der Behandlung von HCCs im Stadium BCLC 0 und A mit einem Diameter bis zu 3 cm
der chirurgischen Resektion gleichgestellt sind. Für HCCs mit einem Diameter zwischen
3 und 5 cm wird in den aktuellen S3-Leitlinien eine Kombination aus transarterieller
Chemoembolisation (TACE) und Thermoablation mittels RFA oder MWA empfohlen, da bei
HCCs dieser Größe die Kombinationstherapie der alleinigen Thermoablation überlegen
ist und mit der chirurgischen Resektion vergleichbare Ergebnisse bezüglich des Gesamtüberlebens
zeigt. Alternative, deutlich seltener eingesetzte thermische Verfahren sind die Kryotherapie
(KT) und die Laserablation (LA). Zu den nicht thermischen Verfahren zählen die irreversible
Elektroporation (IRE), die interstitielle Brachytherapie (IBT) und als neuestes Verfahren
die Elektrochemotherapie (ECT). Aufgrund der noch nicht ausreichenden Evidenz kommen
diese bis dato allerdings nur in Einzelfällen und im Rahmen von Studien zum Einsatz.
Die nicht thermischen Verfahren stellen jedoch eine sinnvolle Alternative für die
Ablation von HCCs in Nachbarschaft zu großen Blutgefäßen und Gallengängen dar, da
sie diese Strukturen im Gegensatz zu den thermischen Ablationsverfahren deutlich weniger
schädigen. Durch Fortschritte in der Technik der jeweiligen Verfahren, zunehmend gute
Evidenz sowie Weiterentwicklungen bei unterstützenden Techniken wie Navigationsgeräten
und Fusionsbildgebung könnten die perkutanen Ablationsverfahren in den kommenden Jahren
ihre Indikationsstellung zur Behandlung größerer und weiter fortgeschrittener HCCs
erweitern.
Kernaussagen:
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RFA und MWA sind für die kurative Therapie von HCC im Stadium BCLC 0 und A bis zu
einer Größe von 3 cm der chirurgischen Resektion als Erstlinientherapie gleichgestellt.
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Für HCC mit einer Größe zwischen 3 und 5 cm wird eine Kombination aus TACE und RFA
oder MWA empfohlen. Diese Kombinationstherapie zeigt bezüglich Gesamtüberleben der
chirurgischen Resektion ähnliche Ergebnisse.
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Alternative Ablationsverfahren kommen bis dato aufgrund der mangelhaften Datenlage
nur in Einzelfällen oder im Rahmen von Studien zum Einsatz.
Insbesondere nichtthermische Verfahren wie die IRE, die IBT und neuerdings ECT stellen
jedoch eine sinnvolle Alternative für die Ablation von HCCs in Nachbarschaft zu großen
Blutgefäßen und Gallengängen dar, da sie diese Strukturen im Gegensatz zu thermischen
Ablationsverfahren deutlich weniger schädigen.
Zitierweise
Key words
abdomen - ablation procedures - percutaneous