ergopraxis 2022; 15(06): 12-14
DOI: 10.1055/a-1768-9123
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Freizeitpartizipation ermöglichen – Jugendliche mit intellektueller Entwicklungsbeeinträchtigung

Partizipation zu ermöglichen ist ein relevantes Ziel in der Ergotherapie. Studien zur Freizeitpartizipation von Jugendlichen mit intellektuellen Entwicklungsbeeinträchtigungen lagen in Deutschland bislang nicht vor. Diese Forschungslücke nahmen Alexandra Decker und Melanie Amend von der Zuyd Hogeschool in Heerlen, Niederlande, zum Anlass für ihre Bachelorarbeit.

Sie führten leitfadengestützte Interviews und kombinierten diese mit der Photovoice- und der Photo-Elicitation-Methode. Ziel war es, die Freizeitwünsche zweier Jugendlicher mit intellektuellen Entwicklungsbeeinträchtigungen zu erheben. Beide kamen aus Nordrhein-Westfalen und waren entsprechend der Einschlusskriterien zwischen 12 und 18 Jahre alt. Die Schüler*innen wohnten jeweils bei ihren Eltern und wiesen keine bis eine leichte Sprachstörung auf. Auch die Eltern wurden von den Studentinnen befragt. Der Online-Fragebogen thematisierte unter anderem Barrieren, Chancen sowie den individuellen Umweltkontext von Lieblingsfreizeitbeschäftigung und Freizeitwünschen der Kinder. Die Auswertung der Erhebung erfolgte mittels induktiver Kategorienbildung nach Mayring.

Die Jugendlichen priorisierten sportliche, interaktiv-soziale, musikalische sowie spielerische Betätigungen. Besonders motivierte sie die Freude und das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein. Von hoher Bedeutung stuften sie die Betätigungsdurchführung mit dem oder der gewünschten Betätigungspartner*in ein. Digitale Medien nutzten sie als Ressource für die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte. Übermäßigen Konsum schätzten insbesondere die Eltern als kritisch ein.

Die beiden Studentinnen empfehlen, die Freizeitpartizipation im Rahmen von Befunderhebung und Therapie gezielt zu fördern, da diese eine signifikante Komponente der Betätigungsidentität darstellt. Die Erhebung zeigt, dass eine visuelle Unterstützung hilfreich ist, damit entwicklungsbeeinträchtigte Jugendliche ihre Freizeitwünsche identifizieren und verbalisieren können. Um notwendige Betätigungsadaptationen zu erleichtern, erwies es sich zum Beispiel als förderlich, erweiterte Klient*innen wie Angehörige einzubeziehen.

clcz

ergoscience 2022; 17: 20–27



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. Juni 2022

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