Sportphysio 2022; 10(02): 56-58
DOI: 10.1055/a-1777-1562
Research

Research

Rehabilitation nach Supinationstrauma

Isometrische Übungen während der Immobilisation verkürzen die Zeit bis zur Rückkehr zum Spiel

Das Supinationstrauma des Sprunggelenks ist eine der häufigsten Verletzungen bei sportlichen Aktivitäten. Der typische Verletzungsmechanismus ist eine schnelle Inversions- und Innenrotationsbewegung mit oder ohne Plantarflexion. Ein chirurgischer Eingriff ist bei akuten Verletzungen nur selten erforderlich, und in der Akutphase ist die konservative Behandlung die wichtigste Managementstrategie. Sie erfolgt als funktionelle Rehabilitation mit oder ohne externer Stützbandage. Eine Ruhigstellung mit einem Gipsverband oder einer Schiene kann vorgeschaltet werden. Die Ruhigstellung reduziert die Symptome nach der Verletzung, kann aber den Bewegungsumfang (Range of Motion, ROM) des Sprunggelenks verschlechtern und die Rückkehr zum Spiel (Return to Play, RTP) verzögern.

Wissenschaftler untersuchten deshalb, wie der Bewegungsumfang des Sprunggelenks und die Zeit bis zur Rückkehr zum Spiel nach einer Immobilisation bei einem Supinationstrauma zusammenhängt und ob isometrische Übungen während der Immobilisation das ROM erhöhen und die RTP-Zeit verkürzen.

Die Forscher schlossen 82 Patienten im Alter von 13–37 Jahren mit einem akuten Supinationstrauma ein, die täglich Sport trieben. Die Teilnehmer erhielten einen kurzen Beingips und wurden mit oder ohne isometrische Übungen und Elektromuskelstimulation (EMS) behandelt. Die EMS-Elektroden wurden auf den M. tibialis anterior, M. peroneus longus und den M. gastrocnemius außerhalb des Gipses mit 35 Hz für 10 Minuten pro Einheit angebracht. Bis zur Entfernung des Gipses hatten die Patienten durchschnittlich 2–3 Behandlungseinheiten. Darüber hinaus wurden die Patienten der Interventionsgruppe angewiesen, Eigenübungen durchzuführen: einmal täglich in jede Richtung 30 isometrische Anspannungen in Dorsalextension, Plantarflexion und Pronation innerhalb des Gipses. Nach der Gipsentfernung maßen die Wissenschaftler bei beiden Gruppen die Beweglichkeit beider Sprunggelenke und die Zeit bis zum RTP. Die Analyse möglicher Korrelationen ergab, dass der Seitenunterschied im ROM beider Sprunggelenke signifikant mit der Zeit bis zum RTP korrelierte: Je geringer die Seitendifferenz ausfiel, umso schneller kehrten die Verletzten zurück ins Spiel. Die Maßnahmen verringerten bei der Interventions- im Vergleich zur Kontrollgruppe die Seitendifferenz im gesamten ROM (20° vs. 31°) und die Zeit bis zum RTP (46 vs. 65 Tage) signifikant.

FAZIT

Eine geringere Sprunggelenksbeweglichkeit nach der Ruhigstellung führte zu einer längeren Zeit bis zum RTP. Isometrische Übungen in Kombination mit EMS während der Immobilisation erhöhten das ROM des Sprunggelenks und verkürzten die Zeit bis zum RTP.

Die Wissenschaftler haben Patienten in der akuten Phase eines Supinationstraumas immobilisiert, um starke Schmerzen und Schwellung zu reduzieren. Gleichzeitig suchten sie nach einer Möglichkeit, die nachteiligen Auswirkungen der Ruhigstellung durch isometrische Übungen in Kombination mit EMS zu verringern. Das ist ungewöhnlich, denn jüngste Erkenntnisse sprechen eher für eine frühzeitige Mobilisierung mit funktioneller Bandagenversorgung als für eine starre Ruhigstellung. Die Studie hat zudem Limitationen, da sie nur sportlich aktive Personen einbezog. Die Ergebnisse lassen sich daher nicht verallgemeinern. Außerdem sollte diese retrospektive Studie prospektiv wiederholt werden, um die Ergebnisse zu bekräftigen.

AUF EINEN BLICK

Design: Retrospektive Datenanalyse

Teilnehmer: 82 Patienten nach akutem Supinationstrauma

Parameter: ROM des Sprunggelenks und Zeit bis zum RTP nach Immobilisation

Resultate: Eine Hypomobilität des OSG führt zu einer längeren Zeit bis zum RTP nach einer Immobilisation. Isometrische Übungen in Kombination mit EMS während der Ruhigstellung erhöhen das ROM und führen zu einer kürzeren Zeit bis zum RTP.

Katrin Veit

Toyoshima Y, Akagi R, Nabeshima K. Isometric exercise during immobilization reduces the time to return to play after lateral ankle sprain. Phys Ther Sport 2021; 52: 168–172


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
03. Mai 2022

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