Sozial-Epidemiologie meets Public-Health-Ethik

Das Buch „Gesundheitliche Ungleichheit – Auf dem Weg von Daten zu Taten. Fragen und Empfehlungen aus Sozial-Epidemiologie und Public-Health-Ethik“ von Andreas Mielck und Verina Wild erscheint mehr als 25 Jahre nachdem Andreas Mielck 1994 eine erste umfangreichere Bestandsaufnahme des Forschungsstandes zur gesundheitlichen Ungleichheit im deutschsprachigen Raum veröffentlichte. Das 2021 erschienene Werk ist deutlich mehr als eine Neuauflage des Buchs von 1994. Über eine breite Zusammenfassung des aktuellen sozial-epidemiologischen Forschungsstands hinaus stellen Mielck und Wild in ihrem Buch wichtige aktuelle Fragen, die Voraussetzung für eine Weiterentwicklung sowohl der Sozial-Epidemiologie als auch von Public Health insgesamt sind. Zum einen wird die inzwischen deutlich verbesserte Datenlage zur gesundheitlichen Ungleichheit, also dem Zusammenhang von sozioökonomischer und gesundheitlicher Lage, umfassend zusammengetragen und kritisch reflektiert. Zum anderen – und hierbei wird wirklich Neuland betreten – fragen Mielck und Wild danach, wie die empirischen Befunde zur gesundheitlichen Ungleichheit systematisch ethisch-normativ zu bewerten sind. In diesem Sinne gehören zu den in diesem Buch zentralen und in der Sozial-Epidemiologie häufig übersehenen Fragen, welche gesundheitlichen Ungleichheiten als ungerecht angesehen werden können und einen prioritären Handlungsbedarf für wirksame, ethisch vertretbare und auch (gesundheits-)ökonomisch angemessene Maßnahmen zur Verringerung dieser Ungleichheiten begründen. Mit der Ausarbeitung dieser Fragen wollen sie dazu beitragen, einen Rahmen für die Ableitung politischer Handlungsempfehlungen zur Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit zu schaffen und damit den immer wieder zurecht geforderten, aber noch zu selten realisierten Weg „von Daten zu Taten“ zu konkretisieren.

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. Dezember 2022