Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2022; 50(02): 133-139
DOI: 10.1055/a-1805-9739
Kasuistik

Hochgradige chronische Osteomyelitis des Darmbeines bei einem Alpaka

Diagnostik und pathologische BefundeSevere chronic osteomyelitis of the os ileum in an alpacaDiagnostic and pathological findings
Julia Schoiswohl*
1   Universitätsklinik für Wiederkäuer, Department für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin, Veterinärmedizinische Universität Wien, Österreich
,
Cassandra Eibl*
1   Universitätsklinik für Wiederkäuer, Department für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin, Veterinärmedizinische Universität Wien, Österreich
,
Johann Kofler
1   Universitätsklinik für Wiederkäuer, Department für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin, Veterinärmedizinische Universität Wien, Österreich
,
Rene Brunthaler
2   Institut für Pathologie, Department Pathobiologie, Veterinärmedizinische Universität Wien, Österreich
,
Michaela Gumpenberger
3   Bildgebende Diagnostik, Department für Kleintiere und Pferde, Veterinärmedizinische Universität Wien, Österreich
,
Katrin Schieder
3   Bildgebende Diagnostik, Department für Kleintiere und Pferde, Veterinärmedizinische Universität Wien, Österreich
,
Sonja Franz
1   Universitätsklinik für Wiederkäuer, Department für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin, Veterinärmedizinische Universität Wien, Österreich
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Zusammenfassung

Eine 5,5 Jahre alte Alpakastute wurde aufgrund einer Lahmheit hinten rechts an die Universitätsklinik für Wiederkäuer überwiesen. Vorberichtlich war bereits vor ca. 6 Monaten eine systemische antibiotische Therapie über mehrere Tage durchgeführt worden, worauf sich das Gangbild verbesserte und die Lahmheit kaum noch zu beobachten war. Zum damaligen Zeitpunkt gab es seitens der Tierhalter keinen Hinweis auf eine traumatische Ursache für diese Lahmheit. Bei der klinischen Aufnahmeuntersuchung zeigte sich kaudal des rechten Tuber coxae eine ca. 2 × 2 cm große, fluktuierende, nicht vermehrt warme, nicht schmerzhafte Umfangsvermehrung, welche zum darunterliegenden Gewebe hin verschieblich war. Zudem wurde eine mittelgradige, gemischte Lahmheit mit überwiegendem Anteil der Hangbeinkomponente am rechten Hinterbein diagnostiziert. Als weiterführende diagnostische Maßnahme wurde eine sonographische Untersuchung der rechten Gluteal- und Hüftgelenksregion durchgeführt, wobei hochgradige Knochenkonturveränderungen im Bereich des rechten Hüftgelenkes festgestellt wurden. Zur weiteren Abklärung wurde eine röntgenologische Untersuchung des Beckens vorgenommen. Unter Miteinbeziehung der klinisch festgestellten Fistelöffnung an der rechten Glutealregion und den Befunden der radiologischen Untersuchung wurde die Diagnose einer bereits seit längerem bestehenden infizierten Fraktur des rechten Darmbeines mit hochgradiger unregelmäßig verkalkter Kallusbildung und gering- bis mittelgradiger Osteomyelitis gestellt. Aufgrund der sonografischen und röntgenologischen Befunde wurde eine schlechte Prognose gestellt und der Patient euthanasiert. Zur weiteren Dokumentation und um das Ausmaß der pathologischen Veränderungen besser darstellen zu können, wurde zusätzlich eine computertomografische Untersuchung vom Becken und der Lendenwirbelsäule im Bereich L3–L6 durchgeführt. Zur finalen Abklärung wurde eine pathohistologische Untersuchung der festgestellten Knochenveränderungen sowie eine bakteriologische Untersuchung des Abszessinhaltes vorgenommen.

Anhand des hier vorgestellten Falles wird ersichtlich, wie wichtig eine gründliche klinische und orthopädische Untersuchung und vor allem zusätzlich weiterführende Untersuchungen sind, da vor allem Neuweltkamele oftmals nur geringe klinische Symptome zeigen, obwohl Veränderungen bereits massiv ausgeprägt sein können.

Abstract

A 5.5-year-old alpaca mare was referred to the University Clinic for Ruminants due to a lameness in the right hind limb. Six months prior to presentation, the mare had been treated with systemic antibiotics resulting in resolution of the initial lameness. At the time there had been no indication of an inciting trauma. Clinical examination revealed an approx. 2 × 2 cm large, fluctuating, neither excessively warm nor painful mass caudal to the right tuber coxae fixed to the underlying tissue. In addition, a moderate, mixed lameness with a predominant proportion of the swinging leg component was present in the right hind limb. Subsequently, sonographic examination of the right gluteal region was performed, revealing severe alterations of bone contour in the area of the right hip joint. Radiographic assessment of the pelvis was carried out for further clarification. Based on the clinical finding of a fistula in the right gluteal region as well as the results of the radiologic examination, a long-standing infected fracture of the right iliac bone accompanied by high-degree, irregularly calcified callus formation and low to moderate osteomyelitis in the fracture area was diagnosed. The patient was euthanized in consequence of the grave prognosis. Computed tomographic examination of the pelvis and the lumbar spine in the L3–L6 area was undertaken in order to further document the extent of the pathological changes. For final clarification, patho-histological examination as well as a microbiologic analysis of the abscess exudate were performed.

The presented case shows the importance of clinical as well as orthopedic examinations, as the individual animal frequently only exhibits minimal clinical signs despite the presence of severe changes.

Fußnote

* Geteilte Erstautorenschaft.




Publication History

Received: 02 July 2021

Accepted: 22 October 2021

Article published online:
06 May 2022

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