Aktuelle Urol 2022; 53(05): 373-374
DOI: 10.1055/a-1813-5501
Editorial

Editorial

Stephan Roth
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Prof. Dr. Stephan Roth

Liebe Leser,

dies wird nach vielen Jahren der Herausgeberschaft mein letztes Editorial für die „Aktuelle Urologie“ sein. Ab Dezember dieses Jahrs bin ich dann ein sogenannter „Emeritus“.

Es war mir eine Ehre, die „Aktuelle Urologie“ mitgestalten zu dürfen. Denn die Historie der „Aktuellen Urologie“ repräsentiert nicht nur einen wichtigen Entwicklungsschritt in der deutschsprachigen Urologie, sondern steht auch für die Verbreitung der operativen Expertise in der Urologie. Gerade in Zeiten, in denen die medikamentöse Tumortherapie phänomenale Fortschritte erzielt, besteht leider auch die Tendenz, den operativen Therapieanteil klein zu reden.

Die „Aktuelle Urologie“ wurde 1970 von Professor Rudolf Hohenfellner (Ordinarius Uni-Klinik Mainz von 1968–1997) gemeinsam mit den Professoren Reinhard Nagel (Ordinarius Universität Berlin 1969–1995) und Professor Ernst J. Zingg (Ordinarius Universität Bern 1971–1994) gegründet. In der Gedenkschrift anlässlich der Emeritierung von Prof. Hohenfellner wird unter den Meilensteinen der Klinik und ihres Leiters aufgeführt „1970 – Herausgabe der Aktuellen Urologie, von unseren weniger guten Freunden als „Mainzer Postille“ bezeichnet“.

In meiner Zeit als Assistent (1984–1990) waren die operativen „Step-by-Step“ Anleitungen der Aktuellen Urologie echte Highlights, auf die man fiebernd wartete. Damals waren sie noch auf festem Karton mit einer Knickfalz, um sie heraus zu trennen und abzuheften. Es war eine Möglichkeit, anderen Operateuren „über die Schulter“ zu schauen und ich habe den Ordner noch heute. Heutzutage, wo man sich auf YouTube dutzende OP-Videos anschauen kann, ist das unvorstellbar. Diese Anleitungen wurden zu einer operativen Referenz. Als ich später selbst Autor wurde, war das wie ein operativer Ritterschlag.

Noch ein Wort zum Rückzug. Es fällt mir schwer – und dennoch ist es gut und erleichternd. Schaut man sich die Biografien der Mitmenschen an, hat man mit fast 66 Jahren vielleicht noch 10 bis 15 Jahre, in denen man nochmals Neues entdecken oder zurückschauen kann. Es wird eine Kunst werden, mit dieser wertvollen Zeit vernünftig umzugehen. Als Udo Lindenberg einmal gefragt wurde, wie er mit dem Alter umgehe, sagte er „Nicht kürzer treten, nur größere Schuhe anziehen!“. Das geht in unserem Beruf nicht und ist gut so. Im Januar erschien in der Süddeutschen Zeitung ein Interview mit dem Reiseschriftsteller und Bestsellerautor Helge Timmerberg. Als er gefragt wurde, was ihn am Älterwerden nerve, sagte er: „Das ich dauernd aufs Klo muss. Nachts finde ich es gar nicht schlimm, aber wenn man auf der Autobahn ständig rausfahren muss, um pinkeln zu können, das nervt. Ich saß mal bei Markus Lanz, musste von der ersten Minute an aufs Klo und kam als Letzter dran – der Horror.“ Wenn das neue Buch von meinem Nachfolger in der Wuppertaler Klinik, Fritz von Rundstedt und mir „Der Prostata- und Blasen Guide – Was Mann wissen sollte“ Anfang 2023 im Droemer-Knaur-Verlag erscheint, werden wir ihm ein Buch schenken. Da stehen dann viele Tipps und Tricks drin.

A propos „Tipps und Tricks” – Wenn Sie als Leser bestimmte operative oder im medizinisch-urologischen Alltag hilfreiche Kniffe haben, um Probleme zu bewältigen oder zu vermeiden, trauen Sie sich doch bitte und nehmen Sie sich die Zeit, einen Beitrag für diese Rubrik in der Aktuellen Urologie zu schreiben. Ich kann Ihnen versichern, dass es von Vielen gelesen und wertgeschätzt wird. Beiträge dieser Rubrik gehören seit Jahren zu den meistgelesenen Artikeln der Zeitschrift. In Zeiten der Impact-getriebenen Publikationen bleiben leider diese kleinen Erfahrungsschätze sehr oft auf der Strecke.

Mit den besten Wünschen grüße ich Sie alle
Stephan Roth



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
02. September 2022

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