Hebamme 2022; 35(03): 7-9
DOI: 10.1055/a-1820-3356
Studienergebnisse
Kurz berichtet

Akupunktur bei infertilen Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom

Beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) handelt es sich um eine endokrinologische Erkrankung, die zum vermehrten Auftreten von Zysten an den Ovarien, einem unregelmäßigen Zyklus oder sogar zur einer Anovulation führen kann. Dies kann Infertilität zur Folge haben. Etwa 10% der Frauen im gebärfähigen Alter sind vom PCOS betroffen. Behandelt wird die Infertilität bei PCOS-Patientinnen durch eine Hormontherapie, die mit diversen Nebenwirkungen einhergehen kann. Ziel dieser Forschungsarbeit war es, die Wirkung von Akupunktur auf die Fertilität von Frauen mit PCOS und aktuell unerfülltem Kinderwunsch zu untersuchen.

In der Studie konnten die Ergebnisse von 79 Frauen zwischen 20 und 40 Jahren aus Shanghai ausgewertet werden. Sie wurden randomisiert in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe erhielt eine manuelle Akupunktur (MA). Die andere Gruppe erhielt eine Scheinakupunktur (SA), bei der die Nadeln an willkürlichen Stellen platziert wurden, die vom Empfinden her aber nicht voneinander zu unterscheiden waren. Die Behandlung erfolgte über drei Menstruationszyklen und wurde durch Pflanzenheilkunde ergänzt. Primäres Outcome der Studie war die erfolgreiche Konzeption innerhalb des Untersuchungszeitraums und in den darauffolgenden 24 Wochen.

Insgesamt wurden signifikant mehr Frauen aus der MA-Gruppe schwanger, sowohl während der Behandlung als auch in den sechs Monaten danach. Während von den Frauen, die eine Scheinakupunktur erhielten, 18,4% schwanger wurden, waren es bei der Gruppe, die eine manuelle Akupunktur erhielt, 46,34% (im gesamten Untersuchungszeitraum). Pan et al. kommen zu dem Schluss, dass eine manuelle Akupunkturbehandlung in Kombination mit Pflanzenheilkunde eine wirksame Kinderwunschbehandlung bei PCOS darstellen kann.

Fazit

Ein unerfüllter Kinderwunsch ist für viele Frauen eine große Belastung. Eine hormonelle Therapie kann zusätzliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Komplementärmedizinische Ansätze können hier eine Behandlungsoption darstellen. Die Ergebnisse dieser Studie bieten eine wissenschaftliche und evidenzbasierte Grundlage für traditionelles Wissen.

Positiv fällt an der Arbeit auf, dass außer der akupunktierenden Person, alle Beteiligten verblindet waren und so nicht wussten, welche Teilnehmerin welcher Gruppe zugeordnet war. Nichtsdestotrotz besteht weiterer Forschungsbedarf mit einer größeren Anzahl an Teilnehmerinnen. Dabei sollte die Wirksamkeit von Akupunktur im Vergleich zur schulmedizinischen Behandlung sowie die Kombination beider Therapien untersucht werden.

Emilia Campbell, Marlene Koch



Publication History

Article published online:
23 June 2022

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