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DOI: 10.1055/a-1831-1912
Internationale Studienergebnisse
Therapieoption bei Schizophrenie – Sensorische Modulationsintervention
Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, deren Behandlung sich häufig auf die Gabe von Antipsychotika beschränkt. Aus der Forschung ist jedoch bekannt, dass Menschen, die an einer Schizophrenie erkrankt sind, sensorische Verarbeitungsschwierigkeiten haben. Daher untersuchte ein Team um Tawanda Machingura von der Bond University in Queensland, Australien, den Effekt einer sensorischen Modulationsintervention als zusätzliches Therapieangebot bei Menschen mit Schizophrenie.
Die prospektive Kohortenstudie wurde an zwei Kliniken in Queensland durchgeführt. 30 Patient*innen bildeten die Interventionsgruppe. Die 16 Frauen und 14 Männer waren im Durchschnitt 36,4 Jahre alt. Die 11 Patient*innen der Kontrollgruppe (7 Frauen und 4 Männer) waren durchschnittlich 42,7 Jahre alt. Alle Studienteilnehmer*innen waren an einer Schizophrenie erkrankt.
Bei der sensorischen Intervention, die in der Experimentalgruppe zum Einsatz kam, wurden sensorische Reize bewusst gesetzt. Diese sollen es Betroffenen ermöglichen, ihre Reaktionen darauf zu regulieren. Die Manipulation erfolgt durch Aktivitäten, besondere Materialien oder auch durch Veränderungen der räumlichen und sozialen Umgebung. Im stationären Setting kann das eine speziell entwickelte sensorische Umgebung sein, eine Art „sensorischer Raum“, „Komfortzimmer“ oder „Chillout-Raum“.
Die Studienteilnehmer*innen erhielten zunächst ein einstündiges Awareness-Training zum Thema „sensorische Modulation“. Die involvierten Ergotherapeut*innen entwickelten daraus ein individuelles Trainingsprogramm. Dieses führten die Proband*innen sechs Monate lang täglich durch. Im Rahmen der Pre- und Posttests kamen Elemente aus dem Canadian Occupational Performance Measure (COPM), der Emotions Rating Scale (ERS), dem Allen Cognitive Level Screen (ACLS) und der Health of the Nation Outcome Scale (HoNOS) zum Einsatz.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Interventionsgruppe statistisch signifikante Verbesserungen in Bezug auf Stress, berufliche sowie gesundheitliche und soziale Funktionsfähigkeit aufwies. Keine signifikanten Verbesserungen wurden in Bezug auf die sensorische und globale kognitive Verarbeitung gemessen. Auch im Vergleich von Kontroll- und Interventionsgruppe zeigten sich keine signifikanten Unterschiede.
Die Forscher*innen schlussfolgern, dass eine sensorische Modulationsintervention ergänzend zur regulären Therapie hilfreich sein kann, um die Zufriedenheit von Menschen mit Schizophrenie im Alltag zu verbessern. In der Praxis sollten Ergotherapeut*innen berücksichtigen, dass sie sensorische Informationen möglicherweise anders verarbeiten als Gesunde.
clcz
Aust Occup Ther J 2022; doi:10.1111/1440-1630.12803
Publication History
Article published online:
01 September 2022
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