Zusammenfassung
Hintergrund Die Leberchirurgie ist durch ein hohes perioperatives Risiko
und einen großen Ressourcenaufwand geprägt, aber die Operationsindikation ist
oftmals alternativlos. Die SARS-CoV-2-Pandemie führte weltweit zu
Einschränkungen in der chirurgischen Patientenversorgung und stellte daher auch
die Leberchirurgie vor neue Herausforderungen. Welchen Einfluss die Pandemie
allerdings auf die Leberchirurgie in Deutschland insgesamt hatte, ist bislang
nur unzureichend bekannt.
Methoden Auf Basis der durch das Statistische Bundesamt (Destatis)
erfassten Daten zu Prozedurenschlüsseln (OPS-Codes) vollstationärer Patienten in
Deutschland aus den Jahren 2010–2020 sowie Daten zu Organtransplantationen der
Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) wurde retrospektiv die Anzahl
leberchirurgischer Prozeduren in Deutschland zu Beginn der Pandemie mit den
Vorjahresdaten sowie mit Zahlen aus dem Eurotransplant-Raum verglichen.
Ergebnisse Entsprechend der durch das Statistische Bundesamt
dokumentierten Prozedurenschlüssel unterlagen Operationen an der Leber sowie
Lebertransplantationen in Deutschland in den Jahren 2010 bis 2020 einer
jährlichen Schwankung, die auch im Pandemiejahr 2020, im Gegensatz zu anderen
europäischen Ländern, unverändert geblieben ist. Die Entwicklung der
postmortalen Lebertransplantation sowie der Leberlebendspenden ist in
Deutschland, gemäß den Zahlen der DSO, auch im Jahr 2020 stabil geblieben.
Schlussfolgerungen Die Anzahl leberchirurgischer Eingriffe in Deutschland
unterlag bis 2020 einer dynamischen Entwicklung, die auch im 1. Pandemiejahr
2020 keine deutliche Veränderung gezeigt hat. Die häufigsten an der Leber
durchgeführten Operationen sowie die Lebertransplantation entwickelten sich auch
zu Beginn der Pandemie quantitativ weitgehend stabil. Die Veröffentlichung von
Daten zu den entsprechenden Prozedurenschlüsseln für das Jahr 2021 bleibt
abzuwarten, um die weitere Entwicklung der Leberchirurgie und -transplantation
in Deutschland während der SARS-CoV-2-Pandemie beurteilen zu können.
Abstract
Background The SARS-CoV-2 pandemic has led to restrictions in surgical
care worldwide and therefore also posed new challenges to liver surgery. The
respective procedures often entail high perioperative risks and resource
requirements. However, the indication for liver surgery is frequently without
alternatives. To date, there is little knowledge about the impact of the
pandemic on liver surgery in Germany.
Methods A retrospective data analysis of liver surgery procedures in
Germany as well as transplantations was conducted. Evaluations were based on
procedure codes recorded between 2010 and 2020 according to diagnosis-related
groups (DRG) by the Federal Statistical Office of Germany (Destatis) and data
from the German Organ Procurement Organization (Deutsche Stiftung
Organtransplantation; DSO).
Results According to DRG procedure codes relating to liver surgery
recorded between 2010 and 2020 in Germany, the annual fluctuation for the first
year of the pandemic 2020 remained comparable to previous years. Furthermore,
the development of post-mortem liver transplantations as well as living liver
donations remained stable in Germany in 2020 and 2021.
Conclusions The number of liver surgery procedures in Germany was subject
to a dynamic development until 2020, without apparent changes in the first year
of the SARS-CoV-2 pandemic. The most frequently performed liver procedures, as
well as liver transplantations, remained stable with respect to their annually
recorded numbers. Publication of data regarding procedures in liver surgery and
transplantation in 2021 need to be awaited and analyzed to evaluate whether the
observations presented in this article prove stable any further.
Schlüsselwörter
Leberchirurgie - Leberlebendspende - Leberresektion - Coronavirus - SARS-CoV-2 - COVID-19
Keywords
liver resection - liver surgery - living liver donation - Corona virus - SARS-CoV-2 - COVID-19