Frauenheilkunde up2date 2023; 17(05): 457-475
DOI: 10.1055/a-1851-1103
Gynäkologische Onkologie

Fertilitätserhalt – Möglichkeiten und Grenzen

Ralf Dittrich
,
Laura Lotz

Fertilitätsprotektive Maßnahmen stellen einen integralen Bestandteil onkologischer Behandlungen von präpubertären Mädchen und Jungen oder Patienten und Patientinnen im reproduktiven Alter dar. Die verschiedenen fertilitätsprotektiven Techniken müssen im Rahmen eines multimodalen Konzepts individuell mit den Betroffenen besprochen werden. Eine zügige und zeitparallele Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Zentrum ist dabei unerlässlich.

Kernaussagen
  • Chemo- und Strahlentherapien wirken sich häufig negativ auf die Fertilität aus.

  • Die Beratung über Konzepte zum Erhalt der Fertilität sollte daher unter Berücksichtigung der Lebensumstände, der empfohlenen onkologischen Therapien und des individuellen Risikoprofils ein integraler Bestandteil onkologischer Behandlungen von Patientinnen und Patienten sein.

  • Die Einschätzung des Risikos einer möglichen Unfruchtbarkeit und die Auswahl der Methode(n) des Fertilitätserhalts sollen interdisziplinär und rechtzeitig vor der onkologischen Therapie mit der Patientin bzw. dem Patienten besprochen werden. Die Grunderkrankung selbst, das Alter der Patientin bzw. des Patienten und die onkologische Einschätzung spielen hierbei eine entscheidende Rolle.

  • Bei Männern und Jugendlichen ab der Pubertät stellen die Kryokonservierungen von Spermien und Hodengewebe etablierte Methoden der Fertilitätsprotektion dar.

  • Bei Frauen können vor Beginn einer Radio-(Chemo-)Therapie die Ovarien operativ aus dem Bestrahlungsgebiet herausverlagert werden.

  • Es gibt Hinweise darauf, dass GnRH-Agonisten das Ovar schützen können, allerdings bei insgesamt kontroverser Datenlage.

  • Die Kryokonservierung von Pronukleusstadien und unfertilisierten Oozyten ist etabliert und bedarf eines Zeitfensters von ca. 2 Wochen vor Beginn der onkologischen Therapien.

  • Die Kryokonservierung von Ovarialgewebe stellt bei Frauen ebenfalls eine etablierte Technik des Fertilitätserhalts dar und kann zeitnah erfolgen.

  • Handlungsempfehlungen für die Beratung und den Einsatz von fertilitätserhaltenden Maßnahmen in Deutschland können der S2k-Leitlinie Fertilitätserhalt bei onkologischen Erkrankungen [1] entnommen werden.



Publication History

Article published online:
09 October 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany