Zusammenfassung
Hintergrund Die SARS-CoV-2 Pandemie hat Mitarbeitende im Gesundheitswesen
vor vielfältige Herausforderungen gestellt: Dies betrifft sowohl
inhaltlich-praktische Aspekte, als auch psychologische Fragen bei der
Verarbeitung des Geschehens. Fragestellung und Ziele: Zielsetzung der
vorliegenden Arbeit war die Evaluation der Erfahrungen der Mitglieder der
Hygieneteams während der Pandemie und die Analyse der
Selbsteinschätzung der eigenen Situation zur Ermittlung von
möglichen Resilienzfaktoren.
Material und Methoden Während des Freiburger Infektiologie- und
Hygienekongresses 2021, der unter Coronamaßnahmen in Präsenz
stattfand, wurde eine Fragebogenaktion durchgeführt. Die deskriptive
Auswertung erfolgte mittels Excel. Zur Prüfung auf statistische
Signifikanz mit einem p<0,05 wurde der Chi-Quadrat-Test (SPSS Statistic
Standard-Version) verwendet.
Ergebnisse 391 Fragebögen von 750 verteilten Bögen konnten
ausgewertet werden. 48% des Gesamtkollektivs waren
Hygienefachkräfte, 12% Hygienebeauftragte in der Pflege (sog.
Link Nurses), 12% Medizin-/Krankenhaushygieniker, 17%
hygienebeauftragte Ärzte, 1% Betriebsärzte oder
Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst und 10% fielen
unter verschiedene Bereiche des öffentlichen Gesundheitswesens,
edukative Einrichtungen und Industrie (Sonstige). 72% der Befragten
waren weiblich, 25,3% männlich, 0,2% divers und
2,5% machten keine Angaben. Weiter ausgewertet wurden die 349
Fragebögen der Mitglieder des Hygieneteams im engeren Sinne
(Hygienefachkräfte, Hygienebeauftragte in der Pflege,
Krankenhaushygieniker und hygienebeauftragte Ärzte). Die Befragten gaben
ein hohes Selbstgefühl der Fachkompetenz, Wichtigkeit ihrer
Tätigkeit und Wertschätzung an und ein niedriges Maß an
Ängsten oder Hoffnungslosigkeit. Gut ein Viertel der Befragten
berichtete über Ärger und Frustration ohne
Beeinträchtigung der Motivation. Hauptinformationsquelle war das Robert
Koch-Institut (RKI). Soziale Medien wurden überwiegend schlecht
beurteilt. Die innerbetriebliche Zusammenarbeit und die Kooperation mit den
Gesundheitsämtern wurden mehrheitlich als gut bewertet.
Schlussfolgerung Unsere Befragung zeigt ein hohes Maß an Resilienz
der Hygieneteams in der Pandemie trotz offensichtlicher Probleme bei Material,
Logistik und Personal, wobei selbst empfundene Fachkompetenz und die
entgegengebrachte Wertschätzung als wesentliche protektive Faktoren
angesehen werden können. Die aus den Erfahrungen abgeleiteten
Verbesserungsvorschläge hinsichtlich Infrastruktur, Kommunikation und
Planung für zukünftige Ereignisse sollten beachtet und umgesetzt
werden und dürfen auch nach Übergang der Pandemie in eine
endemische Phase mit normalisierter Versorgungsstruktur nicht wieder in
Vergessenheit geraten. Damit kann nicht nur die Resilienz der Hygieneteams
erhalten werden, sondern auch eine Stärkung des Gesamtsystems erreicht
werden.
Abstract
Background In compliance with German data protections regulations, we
conducted an anonymous survey among participants of the annual infectious
disease and control meeting in Freiburg, Germany in October 2021.
Material and Methods We report the results of nurse and physician members
of infection control teams on their perceptions and emotions during the
pandemic. Descriptive statistics and Chi Square Test with P<0.05 (SPSS
Statistics Standard Version) were used when applicable.
Results Of the 391 of 750 distributed surveys, 391 were returned;
48% were infection control practitioners (IP), 12% Link Nurses
(LN), 12% Board Certified Hospital Epidemiologists (HE), 17%
infection control-trained physicians (ITP), 1% Occupational Health or
Public Health specialists and 10% others. 72% were female,
25.3% male, 0.2% divers and 2.5% gave no answers. The
349 members of infection control teams (IP, LN, HE, ITP) reported a high level
of competency, importance and appreciation and a low rate of anxiety or
hopelessness. A quarter reported anger and frustration which nevertheless did
not result in reduced motivation. Information provided by the German national
health agency Robert Koch-Institute (RKI) was utilized most by participants.
Social media, on the other hand, were criticized frequently. Cooperation within
the institution and local public health authorities was good. Free text answers
regarding lessons learned showed wide potential for improvement.
Conclusion Our survey results indicate a high level of resilience among
members of infection control teams in German medical institutions despite
obvious shortcomings in supplies during the first wave of the pandemic. The high
level of self-perceived competency and appreciation possibly helped deal with
the situation and prevented the feeling of loss of control implied in the
question items “feeling overwhelmed” and
“hopeless”. However, the lessons learned from the pandemic need
to be implemented to maintain this high level of resilience not only for
infection control teams but the medical system in general.
Schlüsselwörter
Hygieneteam - Resilienz - Wertschätzung - Öffentlicher Gesundheitsdienst
Key words
Infection Control Team - resilience - appreciation - public health