Pneumologie 2022; 76(10): 661-662
DOI: 10.1055/a-1863-9271
Referiert – kommentiert

Kommentar

Contributor(s):
Stefan Kluge

Die vorliegende Studie zeigt, dass jeder zweite COVID-19 Patient weltweit an der ECMO verstirbt. Damit haben COVID-19 Patienten eine höhere Wahrscheinlichkeit mit dieser Therapieform zu versterben, als z.B. Patienten mit einer schweren Influenza-Infektion [1] [2]. Insofern sollten alle sonstigen Optionen (Bauchlagerung etc.) optimiert sein, bevor eine ECMO-Therapie implementiert wird.

Interessant sind die unterschiedlichen Sterblichkeitsraten auf den verschiedenen Kontinenten. Leider schneiden hier die inkludierten deutschen Studien nicht gut ab, auch neuere Daten belegen eine hohe ECMO-Sterblichkeit bei COVID-19 in Deutschland [3]. Ein offensichtlicher Grund für die erhöhte Sterblichkeit an der ECMO in Deutschland ist sicherlich, dass Kontraindikationen nicht so strikt beachtet werden wie in anderen Ländern. So gelten in vielen europäischen ECMO-Zentren Faktoren wie Alter >70 Jahre, schwere Komorbiditäten oder eine längere Beatmungsdauer als klare Kontraindikationen für eine ECMO-Therapie. Wie auch in der vorliegenden Studie herausgearbeitet, ist ein höheres Lebensalter bei ECMO-Therapie der stärkste Risikofaktor für ein Versterben. Ein weiterer wichtiger Faktor für das Überleben ist sicherlich die Fallzahl im ECMO-Zentrum. Mehrere Analysen konnten zeigen, dass die Sterblichkeit klar mit der Anzahl der ECMO-Anwendungen pro Jahr assoziiert ist. Insofern ist die große Zahl an Kliniken (>200), die in Deutschland eine ECMO-Therapie durchführen, problematisch.

Insofern kommt der richtigen Patientenselektion verbunden mit ausreichender Erfahrung bei diesem invasiven Verfahren eine wichtige Rolle zu. Dann ist die ECMO-Therapie auch bei COVID-19 oftmals eine lebensrettende Therapie.



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Article published online:
18 October 2022

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