Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2022; 29(04): 184-187
DOI: 10.1055/a-1865-3870
Gesellschaft
BExMed

Deutsche Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin e. V.

Raimund Lechner

Liebe Mitglieder und Interessierte der BExMed,

die Sommersaison hat längst begonnen und aus bergsteigerischer Sicht unterscheidet sie sich deutlich von den 2 vorherigen Jahren. In Deutschland, in Europa, aber auch weltweit sind Reisen und damit auch internationale Bergaktivitäten wieder gut möglich. Im Himalaja ist die Frühjahrssaison an den 8000ern bereits vorbei und die Ruhe der vergangenen Jahre ist weggefegt. Vor allem am Mount Everest wurde der Gipfel wieder überrannt und es wurden rund 700 Gipfelbesteigungen gezählt, wovon etwa 650 von der nepalesischen Seite aus erfolgten. Eine außergewöhnlich lange und stabile Hochdruckphase unterstützte die Gipfelambitionen. Besteigungen ohne Flaschensauerstoff und ohne Sherpaunterstützung sind jedoch rar. So ist es nicht verwunderlich, dass manche Sherpas die Sagarmatha (Nepali)/Chomolungma (Tibetisch) bereits mehr als 20 Mal bestiegen haben. Berg- und Expeditionsmedizin ist aber immer auch Reisemedizin. So möchte ich an dieser Stelle auf einen Artikel zur reisemedizinischen Gesundheitsberatung im Deutschen Ärzteblatt verweisen (Wendt et al, Reisemedizinische Gesundheitsberatung, Deutsches Ärzteblatt 2021, 118: 349–356).

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6000er in der Khumbu-Region.Quelle: Dr. Raimund Lechner

Und auch in der hiesigen Bergwelt kehrt Normalität ein. Die Einsatzzahlen der Bergrettungsorganisationen haben im Winter 2021/2022 das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Die Anzahl tödlicher Unfälle durch Lawinenabgänge und durch Absturz beim Wandern/Bergsteigen war in diesem Winter vor allem in Bayern ungewöhnlich hoch, ebenso die Anzahl von unverletzt im Gelände Blockierten. Es scheint, dass durch die Pistensperrungen während der Coronapandemie vermehrt Leute ins freie alpine Gelände gelenkt wurden und diese, nun da Wintersport im gesicherten Alpinraum wieder möglich ist, ihre Aktivitäten abseits fortsetzen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es auch in diesem Sommer bereits zu zahlreichen Unfällen gekommen ist. Einige waren sicherlich schicksalshaft. Andere jedoch offenbaren ursächlich eindeutig eine mangelhafte Tourenvorbereitung.

Doch absolut niemand ist vor einem Unfall gefeit. Ein durchaus nützliches Tool, wenn der Ernstfall eintritt, ist die SOS EU ALP App. Sicherlich nicht mehr brandneu, aber immer noch sehr gut, zumindest für die Regionen Bayern, Südtirol und Tirol. Bei Netzabdeckung erfolgt bei Aktivierung in einem Notfall die Weitergabe der GPS-Koordinaten und eine Verbindung zur zuständigen Rettungsleitstelle. Auch AEDs in der Umgebung werden angezeigt.



Publication History

Article published online:
11 August 2022

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